Volltext: Innviertler Heimatkalender 1925 (1925)

Wer sich für Volkskunde auch nur oberflächlich interessiert^ 
ber wirb an ber Erscheinung bes deutschen Nachtwächters nicht ohne 
Teilnahme vorübergehen können. Er ist von ber Bildsläche voll¬ 
ständig verschwunden. Uns ist kaum noch die Erinnerung an Hu ge¬ 
blieben. Der malerische Mann mit bem Kragenmantel, bem Hist- 
hvrn und betn Spieße, er hat bem mobertten Sicherheitswachmann 
Platz gemacht. Dieser singt nicht ittlehr; er hat im Gegenteil bic 
Aufgabe, jeben nächtlichen Straßensang zu verhüten. Unter feinem 
Schutze genießen wir eine ungeftöirte Ruhe, eine Ruhe, beten wir 
brimgenb bebürftig find. 
Die ungemischte watsche 
oder: 
wie einer wegen einer versäumten lvatsche von t^aus» 
und hos kam. 
von z. Sd)töngi)amer=f>etmdat. 
Es is schon wahr, a rechter Duckmäuser is er schon, ber 
Kramerveitl! A Luser, a Hintes haltig er, hämischer Kund, a ganz 
a Staber! Siehgst'n, wie er wieder bafitzt, so bafi, als könnt er 
net bis füttfe zähl'n. Wenn er trinkt, schlagt er d' Aug'u nieder 
unb nippt bloß a bißl wie a g'schamigs Mabl, ber Tropf, ber 
scheinheilige! Damit er ja koan Schwips kriegt, bamit er ja n'x 
überhört, was beim Hofwirt von die andern Gäst' ütier’n Tisch 
fl’rebt Wirb) und damit er's dann im Dörfl wieder tratfch’n kann. 
Is dös no a Mannsbild? 
Da is der Haberugirgl schon a anderer. Der sitzt schön fest und 
breit bei sein Maßkruag, tuat oan Trunk um den andern — am 
festen Zug hat er scho, der Girgl, wischt sich darnach seinen Mvrds- 
ichmnrbart unb red’t frisch von ber Lebet weg, wie es sich g’h'ört 
für an beutfchen Mann. Denn a deutscher Kampl is er scho, der 
Haberngitgl. Und grab guat zulus'n is eahm, wenn er so erzählt; 
denn ber Girgl hat a Bülduug unb a Welterfahrung. Is net um¬ 
sonst fünf Jahr Hausmeister g’wefen beim1 „Weißen Hasen" zr 
Passau. Du hört unb siehgt oaner schon was, wird weltläufig 
und friagt a Bülduug. Nachher freili, wir b' Eltern kurz hinter* 
anander g’ftorb’n fan, hat er ho am müass'n, und hass Erb' an*1 
treten: a fchön’s Bauernsacherl, net z' klein, net z' groß, fchttlben- 
frei unb auf ber Sonnenseiten. Und ber Girgl feltn is a auf ber 
Sonnenseiten g’leg’n, britm hat er net g’heimt’, fonbern Is ein¬ 
schichtig blieben, tota fe|i’ Höferl, bös is aa in der Nnschicht 
g’ftanb’n. — 
Alle Leut’ mögen ihn, bett Girgl, unb er mag aa alle, bis 
auf oan — den Kramerveitl, ben Heimtücker. Drum, wie ber 
Kramerveitl iatzt fei Bierneigerl austrinkt und geht, sagt der Habern-
	        
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