Volltext: Innviertler Heimatkalender 1925 (1925)

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gänzlich geheilt worden sei und nun als Bataillonschef in der 
französischen Armee noch diene. 
War der Jäger vorher irrt Hause gern gesehen, so wurde er 
jetzt wie ein Mitglied der Famjklie jgleliitiit und geachtet. Die wenigen, 
Wochen, die er noch bei Diesen guten. Leuten blieb, vergingen wie 
Augenblicke, und- als er mit seinem Korps weiterzliehen mußte, 
weinten alle beim Abschiede, als toiemt sich der Sohn vom Hause 
trennte. Das Jägerkorps zog nach geschlossenem Frieden nach Bozen 
in Tirol und blieb dort längere Zeit. 
Eines Tages wurde dieser brave Jäger zu seinem Hauptmann 
gerufen. Dorr befand! sch ein Wechsler, der Leu Auftrag von 'dem 
Kaufmanne in Florenz erhalten hatte, ihm 200 Gulden in Con¬ 
ventionsgelde zum Beweise der Erkenntlichkeit für die seinem Sohne 
bewiesene Freundschaft auszuzahlen. Nebstbei übergab er dem Jäger 
einen goldenen Siegelring, mit den Anfangsbuchstaben des Namens 
des Sohnes, des jetzigen BataillonschefA. Nieser hatte ihn eigens, 
'als er durch seine Eltern von ihm Nachricht ethalten hätte, für den 
Jäger zum Andenken verfertigen lassen. 
Wer freut sich nicht, in dieser wahren Geschichte so edelmütige 
und dankbare Menschen bandeln m sehen, zu damaliger Zeit, wo blutige 
Kriege das edle Gefühlt der Menschenliebe ütt vielen Herzen abge¬ 
stumpft hatten! Und jetzt? Ist nicht bei einem Großteil der Menschen 
das edle Gefühl der Nächstenliebe überhaupt verschwunden. Die blutig 
gräßlichen Kriege haben das heraufbeschworen. 
Lin Gebet. 
In einem dicken Buch aus Urgroßvaters Zeiten fand ich neu¬ 
lich ein ganz vergilbtes Blatt mit -dem folgenden Gebet. Nicht der 
Inhalt oder die Form macht deß Sprüchlein lesenswert, vielmehr 
die schlichte, urwüchsige Denkart unserer Väter und darum sei es 
hier wiedergegeben. 
Heut ist die goldene Samstagnacht, 
Liegt unser Herr im heiligen Grab; 
Er schreiet immer Ach und Weh, 
Tun ihm seine heiligen fünf Wunden so weh. 
| Dl« Ho an. sän wie die großen, 
Die falschen Juden hams ihm g'stoßen. 
Wenn i nur au Menschen hätt', 
Der dies Gebet all' Tag verrichten tät und net vergaß, 
Dem wollt i geben Kost und Lohn, 
Wollt' i aussetzen a güldene Krön, 
Wollt' ihn führ'n. ins ewige Leben 
Und wollt ihm seine Sünden alle vergeben. Amen.
	        
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