Volltext: Innviertler Heimatkalender 1925 (1925)

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wie es Im Himmel fein wird. 
Von Zran; Schrönghclmmer-tzelmclcil. 
Die alten Lindlbauernleut haben unlängst übergeben und sitzen 
jetzt im Allenstübe^. U.ber ein Menschenaller lang haben sie 
haust und gewerkt nritsamen, haben das Höfl schön erhalten, oie 
Leinwand in der Truhe vermehrt, haben den Stadel bauen, ein 
neues Ziegeldach aufsetzen und jeden Schaden ausbessern lassen 
in Stube und Stall, haben ein paar .Joch Grund dazugekauft 
und die Kinder mit einem schönen Batzen (Geld ausgehÄratet. 
Dem Girgl haben sie den Hof übergeben, schuldenfrei, versteht sich, 
weil er vom Kriege her einen krummen Haxen hat, und sie selber! 
haben sich das übrige Geld mit ins Altenstübel genommen, weil 
man den jungen Bauern nicht mit einem Austrag belästigen will. 
Für sie zwei langts leicht, denn die Bedürfnisse eines alten Bauern- 
menschen sind nicht überspannt, und überhaupt, jetzt heiHts mehr 
an das Ewige denken als an das Zeitliche. Wie gut ists, daß man 
im Alter nicht mehr so rackern kann, wie als Junger! Da wird 
man nachher von selber tiefsinnig und denkt an die letzten Dinge, 
die da kommen werden über einen jeden, und denen kein Mensch! 
aus dem Wege gehen kann. 
Wie es schon ist, hat ein Bauernmensch nicht viel Zeit, an 
diese Geschichten zu denken. Beim Tag heißes arbeiten, und bei 
der Nacht bist saumüd. Sogar am Sonntag fallen dem Bauern 
manchmal d:e Augen zu beim Hochamt, und bei der Predigt denkt 
man auch nicht allweil an Gottes Wort, sondern der Bauer erwischt- 
sich oft bei einem1 Kuhhandel, und die Bäuerin denkt daran, ob 
nicht daheim die Kinder etwas anstellen mjit Zündhölzchen und so, 
daß der ganze Hof in Flammen ausgeht. 
Wie gut ist's drum, daß auch der Bauernmensch seinen Feier¬ 
abend hat, wenn die Jahre in den Siebziger einschwenken; da 
kann man nachher auch das andere richten, das für die Ewigkeit. 
Die alten Lindlbauernleut wollen sich auch in der Weife sicher¬ 
stellen. Drum geht jedes alle Tage in die Messe und ant Sonntag 
auch in die Nachmittagsandacht. Sie tun ein übriges: die Lindl-- 
bäuerin läßt den Tabernakel neu vergolden, und der Lindlbaner stiftet 
ein neues Zügenglöcklein, weil das alte schon gar so schebern titat. 
Sie nennen das „einen Staffel in den Himmel bauen". Ja, unser 
Herrgott wird der Lindlbäuerin die Güldenwohlnung auf seinem ir¬ 
dischen Dorfaltar wohl vergelten und ihr auch ein gutes Plätzlein 
Herrichten im Himmel, und wie sanft und lieblich wird er den Lindl- 
bauet einmal zu sich in den Himmel laden. Ist ihm doch, als klinge 
das Sterbeglöcklein schon jetzt nur seinen Namen: Lindlbaner, Lindl- 
bauer, Lindlbamv. . .- 
In Gottes Namen, es wird schon, recht werden. 
Der Lindlbaner sitzt aus der Ofenbank, raucht sein Pfeiferl 
und denkt gerade an den Himmel. Die Lindlbäuerin sitzt ant Fenster- 
tisch und liest in einer Legende, wenn sie nicht gerade ein Schlücklein 
ans der Kafselasse nimmt oder aus die Gasse schaut, wer vorbeigeht
	        
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