Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

91 
auch wirklich gehoben werden? Wird die starke Hand komme«, die unserer Land¬ 
wirtschaft ihre Entwicklungsmöglichkeiten weist? Wird diese starke Hand den Güter- 
zertrürnrnerer endlich verscheuchen können? Wird sie unserer Jugend jenes Maß von 
Ausbildung zuteil werden lassen, das ihr für den Existenzkampft, aber auch für ein 
weiteres Emporsteigen notwendig ist? Wird sie es durchsetzen, daß der Bauer seinen 
Sonderge>st, der ihm und anderen so viel schadet, ausgibt? Und wird diese starke 
Hand dafür sorgen, daß ein körperlich nnd geistig gesundes Geschlecht heran¬ 
wächst? So wie vor dem Kriege kann es nicht weitergehen! 
Linz. Dr. Franz Berger. 
CZ^SCZD 
Innviertler im Kriege. 
(Feldpostbriefe.) 
Das Lebe« i« einer Bergstellung an der italienischen Front. 
(hinter 1915/16.) 
Leutnant Schausb erger, ehemaliger Rieder Student, schrieb am 7, De¬ 
zember 1915 der „Bardenzeitung" der Prager Universitätssängerschaft folgenden 
Feldpostbrief: 
„Als ich vor einem Monate in die Stellung hier heraufkam, hielt ich es ein¬ 
fach für unmöglich, wie man diese Stellung hier erbauen konnte. Und doch haben 
es unsere tapferen Oberösterreicher zustande gebracht. Au steilen Felshängen haben 
sie langsam und mühevoll Stein um Stein zusammengetragen — dabei immer unter 
feindlichem Jnfanteriefeuer und heftigen Angriffen. So sind langsam unsere jetzt 
ganz guten Stellungen entstanden. Und wo uns Steine fehlen, hilft uns jetzt Schnee 
aus, von dem wir mehr als genug haben. 
Uns 200 bis 500 Meter überhöhend, haben die Welschen die Grate und Spitzen 
besetzt. Und sie nützen ihren Vorteil euch gehörig aus. Da sie uns ja an manchen 
Stellen fast auf den Kopf spucken können, darf man sich auch bei Tag und hellen 
Mondnächten nicht zeigen. Gleich kracht es — und sie schießen verdammt gut mit 
ihren Zielfernrohren und eingespannten Gewehren. Und wenn sie nichts sehen, so 
lassen sie zur Abwechslung große Steine oder Schneekugeln herunter, um unsere 
Deckungen zu zerstören. Das fürchten wir mehr wie ihre dumme Schießerei, denn 
dagegen kann man sich fast nicht schützen. Wenn einmal eine Deckung so durch einen 
Felsklotz mitgerissen wird, dann geht's ohne Halt einige hundert Meter den steilen 
Hang hinab. 
Eine ähnliche Abfahrr, die aber sehr glimpflich verlief, machte kürzlich ein 
Infanterist. Er holte Bretter herauf. Knapp schon vor der Deckung angelangt, 
rutschte er auf einmal aus und dahin gings's den vereisten Abhang hinab. Wir 
dachten schon: ,Der trägt kein Brett mehr herauf'. Da — haste nicht gesehen? Der 
Kerl bleibt plötzlich liegen, steht ganz gemütlich auf, packt das Brett utd kommt 
wieder herauf. Dabei soll er gesagt haben: ,Sakra, jatzt muaß i dös Luadabröd 
wieda aufitrag’n V Er war bei seiner Abfahrt nämlich glücklich auf dem Dache 
unserer BataillvnshLtte gelandet, sicher ein Weg von 200 Metern. 
Und trotzdem unsere Stellung eine der gesährdetsten ist, haben wir sie doch 
immer fest behauptet gegen alle Angriffe. Denn einen Vorteil haben wir dabei. 
Mit ihren ,Schweren6 können sie uns nicht heraulkitzeln. Dafür besetzen sie uns
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.