Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

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entnehmen wir folgendes Ergebnis der vergleichsweisen Gegenüberstellung: .Weizen 
And Korn waren 1816 doppelt so teuer als gegenwärtig, wobei aber noch 
zu bedenken kommt, daß vor hundert Jahren das Geld, da es noch viel seltener 
war, einen entsprechend höheren Wert hatte; das läßt sich ziffernmäßig nicht darstellen." 
Es ist daher nicht übertrieben, wenn die Kommission zur Unterstützung der 
Armen in Salzburg bereits im Dezember 1816 schrieb: „Die Teuerung ist bis zu 
einem in der Geschichte unseres Vaterlandes beispiellosen Grade gestiegen." 
Die hohen Getreidepreise beeinflußten auch die Brot Versorgung sehr stark. 
Aufschluß darüber gibt eine aus jenen Tagen stammende Gedenkmünze aus Messing: 
Kinder umringen die Mutter und heben flehentlich die Hände zu ihr empor. Den 
Inhalt der Bitte erklärt die Umschrift: „O gib mir Brot, mich hungert!" Auf der 
anderen Seite der Münze ist eine Wage an¬ 
gebracht mit zwei Preisangaben. Die eine lautet: 
„Ein Pfund und drei Lot Brot 12 Kreuzer." 
Ein Kilo Brot kostete damals ungefähr 69 h 
(in unserem Gelde). Der Preis für das Brot 
war demnach bedeutend höher als jetzt. 
In den Tagen, da wir wochenlang Mais¬ 
brot zu verkosten bekommen, lesen wir eine Ver¬ 
ordnung des Magistrates Salzburg vom 13. No¬ 
vember 1816 mit ganz anderen Gefühlen als 
sonst: „Die schon so lange anhaltende, sich immer 
steigernde Brotteuerung hat zu dem Versuche die 
Veranlassung gegeben, für die arme Volksklasse 
ein minder teueres, aber doch nahrhaftes unb 
gesundes Brot zu erzeugen. Die Bestandteile 
Äieses Brotes sind Erdäpfel-, Korn- und 
Gerstenmehl zu drei gleichen Teilen. Das 
-Erdäpfelmehl wird gewogen und mit einer Ge¬ 
wichtsmasse Korn- und Gerstenmehl gemischt, das 
gemischte Mehl auf die gewöhnliche Art inTeig ver¬ 
wandelt, derselbe aber stärker wie bei gewöhnlichem 
Hausbrot abgeknetet, in die Laib-, Strichen- oder in 
eine andereForm gebracht und mit Hitze ausgebacken. 
Die Leute mußten sich aber strichweise mit 
einem noch viel schlechteren Brote begnügen. Da 
der Hafer in den ersten fünf Monaten der Teue¬ 
rung verhältnismäßig sehr billig blieb (im Dezember 1816 sank sein Preis sogar 
unter den gewöhnlichen herunter), so wurde häufig Haferbrot genossen. Und 
Meindl schreibt in seiner „Geschichte von Ried": „Es wurden Brennessel gekocht unb 
nus Kleie Brot gebacken." 
„Viele Menschen starben an schlechter Nahrung, Mangel unb Kummer. Sicher 
wären Tausende durch Hunger zugrunde gegangen, wenn nicht die Schiffzüge große 
Massen von Hirse ans Ungarn in die oberen Donaugegenden heraufgebracht hätten. 
Der Schiffmeister (Michael) Fink in Braunau verfrachtete in jenen Hungerjahren 
ausländisches Getreide. Er hat sich dadurch um Land und Leute ein großes Verdienst 
erworben." 
Das Jahr 1817 aber beendete die allgemeine Not. Eine äußerst ergiebige 
Getreideernte machte die Preise rasch sinken, erhöhte wieder den Lebensmut. Man 
kann sich den Jubel der Menschen vorstellen, als man sah, daß die neue Ernte ge» 
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Michael Fink, Schiffmeister ans Braunau, 
der im Jahre 1809 die Donanbrncke bei Loban zer¬ 
störte, um den Uebergang der Franzosen zu ver¬ 
hindern.
	        
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