Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

One Biedermeier-Reife im Jnnviertel. 
Mitgeteilt vom Landes.Archivar Dr. Krackowizer. 
Drei würdige Stiftsherren des Chorherrenstiftes Klosterneuberg hatten sich im 
Sommer bts Jahres 1835 zu einer gemütlichen Reisegellschaft zusammengetan, um 
das ihnen noch vielfach unbekannte liebe Land ob der Enns gründlich zu studieren: 
Der Stiftsdechant Albin Bukowsky, der Archivar und Schatzmeister Maximilian Fischer 
und der Pfarrherr von Kritzendorf Alois Schützenberg. Durch den Stiftshofmeister 
P. Thomas Mitterndorser in Wien, dem nachmaligen Abte von Kcemsmünster, mit 
guten Ratschlägen versehen, verließen die drei Freunde am 24 Juni in einer gewal¬ 
tigen „Landkutscher-Chaise" die Residenzstadt Wien und genoßen bann tu ihrer Arche 
die schönen Gegenden von Oberösterreich, dehnten die Reise bis Salzburg, ja sogar 
nach München aus und kehrten über mehrere Orte des Jnnviertels wieder zurück. 
Was sie erlebt nnb geschaut, hat Chorherr Fischer in einem launigen Reise* 
tagebnch getreulich ausgez ichuet Dieses hat nun Professor Dr. U. O. Lubwig, 
Stiftsbibliothekar in Klosterneuburg, im Vorjahre in einem reizenb ausgestatteten 
Buche, welches im Selbstverläge bes berühmten Stiftet zugunsten bes Witwen- unb 
Waisenhilfsfondes der gesamten bewaffneten Macht erschienen ist, veröffentlicht und 
darin bie gemütlichen Jahre, die man die Biedermeier-Zeit zu nennen pflegt, vor 
unseren Augen lebendig auferstehen lassen. 
Aus dem reichen Inhalte will ich ein paar Blätter mitteilen, welche namentlich 
das Stift Reichersberg und die Grenzstadt Schärding näher schilbetn. 
Nach einest B.suche bes Stiftes Michelbeuern waren unsere Reisenden in den 
letzten Tagen des Juli um 7 Uhr Abends in Matti «Hofen angelangt Sie be¬ 
wunderten die Menge Hopfengärten, unb als sie zum Gasthause kamen, marschierten 
sechs Waisenknaben aus Böhmen, die ihre Eltern durch die Cholera verloren hatten, 
unter ber Anführung eines berben Kapellmeisters auf ben Platz, breieckige kleine Hüte 
ouf bem Kopfe. Diese spielten, batb stehend, balb marschieren!), auf Blechinstrumenten 
recht artige S.ücke. Nachdem sie ben Prälatenkutscher entlassen hatten, nahmen sie 
ein treffliches Abendmahl ein unb tranken zu ben Forellen guten Wein. „Der junge 
Wirt unb Postmeister bebauerte, baß wir nicht ein paar Tage später gekommen, weil 
wir bann zur Sensenschmieb-Zusammenkunft eingetroffen wären, bie sich von Kirchborf 
hieher begeben wirb, welche uns bann zu ihrem breitägig°u Schmause geladen hätten " 
Am anbeten Morgen fuhren sie mit eigenen Pferden, wofür ber Postmeister nur 6 fl 
W. W. rechneten über Uttenborf, welcher Markt bamals nach einem großen Brande, 
bis auf wenige Häufet samt feiner Kirche noch im Schutte lag, über Mauerkirchen, 
Altheim unb Obernberg nach R eichersberg, vom Oekonom bes Stiftes herzlichst 
begrüßt. „Wir suchten ben Herrn Prälaten (Anton Straub) unb fanben ihn in feinem 
Weingarten arbeitend. So bringend er aus schon früher eingeladen hatte, so herzlich 
waren wir ihm willkommen, da er als Verordneter der Stände des folgenden Tages 
sich reifefertig machen mußte unb wir ihn bann nicht im Stift getroffen hätten " 
Sie besahen nun die großen und schönen Gärten, das Stift, bie Kirche und die 
Prälatur „Wir erhielten unsere Gastzimmer auf der Ostseite unb sahen auf bie Mühle 
unb Gärten. Zwei Wagen führten uns nach Tische in Gesellschaft bes Herrn Prä¬ 
laten nach Gt. Martin unb Ort, Bei ber Dämmerung fuhren wir zurück." Am an¬ 
deren Morgen et freute bie Reifenben bas schönste Wetter so baß sie bie Aussicht 
auf ben Inn unb bas teuchbelobte Bayerland genießen konnten. 
„Nach dem Hochamte besuchten wir Herrn Hofrichter und feine liebenswürdig: 
Familie und plauderten in feinem auf dem Abhange geger ben Inn angebrachten 
Gärtchen. Frau Hofrichterin ließ offen alle sehr zahlreichen Kröpfe sehen, vernünftiger
	        
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