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Einen beständigen Kampf führten die Adeligen, die Großgrundbesitzer, seit den
ältesten Zeiten und das ganze Mittelalter hindurch gegen die minder bemittelten
Freien, um sie wirtschaftlich von sich abhängig zu machen. Dieser Kampf hat zur
Vermehrung des Standes der Zinsleute (Zeusualen), die in den Salbüchern
nach Tausenden aufscheinen, wesentlich beigetragen. Um der von Seite der Groß-
gruudbesitzer drohenden und auch wirklich angewendeten Gewalt zu entgehen,
flüchteten sich die wirtschaftlich Schwachen in den Schutz der Kirche und des Reiches,
um wenigstens ihre persönliche Freiheit zu retten. Sie verpflichteten sich zur
Entrichtung eines Jahreszinses von verschiedener Höhe, in unserem Gebiete regelmäßig
von fünf Pfennigen, an ein Stift.
Strnadt zeigt an dem Beispiele des Marktes Raab, wie ein ursprünglich von
Freien bewohnter Ort fremden Herren unterworfen wurde. Bis zum Beginne des
12. Jahrhunderts waren Raab und Umgebung zum größten Teile noch im Besitze
Schloß Spitzenberg bei Mauerkirchen um 1700. Nach Wening.
Stammsitz der Mauerkircher, von Bischof Friedrich Mauerkircher (15. Jahrh.) bedeutend vergrößert.
Vor 1700 ließ Adam Kaspar Freiherr von Freyberg „das Schloß fast durchaus neu, mit ziemlich
vielen und bequemen Wohnungen, besonders aber mit schönem Meierhof, guten GetreidekLsten von
Grund aus erbauen." Später im Besitze der Rosenbusch und Lerchenseld.
freier Leute. Da griffen die Formbacher Grafen, deren Besitz über Raab hinaus¬
reichte, gewaltsam in die Entwicklung ein. Sie zwangen Freie, sich ihnen als Eigen¬
leute zu ergeben. Und die Waldecker, Dienstleute der Formbacher, ahmten das Vorbild
nach: sie erwerben Leibeigene in Raab. Und um dieser Gefahr zu entrinnen, be¬
gannen nun die Ergebungen zur Zinspflicht an die Gotteshäuser. In einem Jahr¬
hundert ist der Stand der Freien in und um Raab verschwunden. Die Hofmark
Raab war im 13. Jahrhundert bereits ein Zugehör des Waldecker-Sitzes Einburg.
Alle die vielen adeligen Sitze im Lande waren in den verschiedenen Jahr¬
hunderten aus dem Bedürfnis nach standesgemäßen Wohnsitzen erwachsen und hatten
tatsächlich eben so vielen Familien als Wohnstätten gedient. Das änderte sich im
Laufe der Zeit. Beim Aussterben einer Familie kam nicht selten durch Erbschaft
eine Vereinigung mit einem anderen Besitze vor oder fremde Adelige kauften ihn von