Volltext: Innviertler Heimatkalender 1912 (1912)

Uain- und Abel-Spiel 
aus dem Bezirke Schärding. 
/Zwei Personen (Kain und Abel) umstehen einen Herd, aus dem sich zwei Rauchschläuche erheben 
Aus dem einen Rauchschlauch steigt der Rauch senkrecht gegen den Himmel, während er aus dem 
andern zur Erde niederfällt. 
Abel: O herzallerliebster Bruder Kain, das soll für Gott ein Opfer sein, mit 
welchem wir ihn ehren. 
Kain: Das ist auch mein Wunsch und Begehrn, Gott zu lieben und zu ehren. 
Abel: Nun fang ich an. In feurigen Schlingen halte die Hände gegen die Himmels¬ 
pforte, o Herr; weil du mich gemacht hast zu einem Schafhirten, opfere ich 
dir das schönste Schäflein von der Herde; laß dir dieses Schäflein gefallen, 
halt es lieb vor allen, nimm es in Gnaden an und seh' es lobenswürdig ewig an. 
.Kain: Auch ich will dir zu Lob und Ehr, dir meinem Schöpfer, Gott und Herr ; 
daß keine Undankbarkeit nicht überstreit, bring ich dir Früchte von der 
Erden, das soll meinem Gott geopfert werden. 
Abel: Der Rauch, der hinaufsteigen tut, zeigt an, daß ist mein Opfer gut. 
Kain: Mein Opfer Gott nicht sieht an, die Ursach ich nicht fassen kann; ja, ja es 
tut mir weh im Herzen, wenn ich die Ursach recht ergeh; es pocht im Herzen; 
ich kann es nicht verschmerzen; ja, ja ich mach schon den Beschluß, Abel 
daß du sterben mußt, weil ich muß geben bei Gottessach, so suche ich bei 
meinem Bruder Rach. 
Abel: O herzallerliebster Bruder Kain, was hat dich diese Nacht so sehr verstatt. 
Kain: Die Sonnenhitz hat mich so feurig gemacht. 
Abel: So geh, so geh, wen soll das verdrießen, wenn Gott mein Opfer vor dem 
deinem liebet? 
Kain: Wen foll das nicht verdrießen! Wart, wart, du mußt mir's ewig büßen. 
Abel: O herzallerliebster Bruder Kain, laß mich deine Liebe genießen wegen der 
Geschwister und der Eltern, denn die zu lieben und Gott zu ehr'n, ist mein 
Begehrn. 
Kain: Ich bin ein Bauersmann von Jugend an, zum Ackerbau bin ich verdammt, 
weil du das Muttersöhnlein bist, dein Opfer angenehmer als das meine ist; 
so soll es dir geschworen sein, ich wein nicht, nein. 
Abel: Was wird meine Mutter nachher sagen? 
Kain: Wegen meiner kann sie schon klagen. 
Abel: Wie wird sich mein Vater betrüben? 
Kain: Er soll mich statt deiner lieben. 
Abel: Wie wird meine Mutter weinen sehr? 
Kain: Sie hat an dir verdient nicht mehr. 
Abel: Nun wenn du deine Hände willst waschen im brüderlichen Blut, so sei es denn. 
Karn: -v5u) toerbe deinem Klagen schon machen ein End; ich sage es rund herum: 
sterben mußt du Teuselshund, nun nimm hin deinen letzten Lohn, weil 
du so viel giltst bei Gottesthron. 
Tauskircheil. Mitgeteilt von Fritz Holzinger.
	        
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