Volltext: Innviertler Heimatkalender 1912 (1912)

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der vorgschrrebenm Weis' Das zu erlernen, war mir nit bang, denn daheim z' 
unterst m ber Gwandtmhen hab ich a alts Zauberbüchl gwnßt, 's hat's a Ziaeuner- 
wew mit ihr gfutjrt, bö einmal bei meine Eltern über Nacht einglehrt is, a hin¬ 
fällig kranks Dmg, das zu meiner Mutter Schreis n nächsten Morgen tot im 6eu= 
stadl glegn ts. s Buch war also a Vermächtnis von ber Alten, es hat sich aber 
memanb barmt abztjelm g’traut, weil b' Furcht war, mer könnt unversehens a 
Unrechts Blattl auffchlagn, und ber Teuxel stund „wie vom Himmel gfattn" vor 
etti m und drehet ein m s Gnick um. So hat mein Mutter bös gsährlich Büchlwerk 
mit zwoa Fingerspitz vorsichtig augsaßt, in d' Truhen fallen lassen unb 's Gwanb- 
zeug brußer gworsen, no unb um dieselbe Zeit, wo mir ’s Schatzhebn im Sinn 
gtegen rs, hab rch dem Doktor Fausti sein Höllnzwang aus ’m alten Glump, wor- 
unter er glegen is, wieder hervorgholt und hab alles zum Lernen anghoßn, was 
mter, der « richtiger Schatzgräber werden will, erlernen muß. Jed'n Tag nach 'm 
Feierabend hab ich mich in mein Bodenkammerl eingriegelt unb bin drüber asessen 
ein jeb r Student hätt's mit mein Fleiß zu was g'bracht, wann er ’n as Gscheiters 
angwend t hatt, wie ich, mich aber hat döselbe Studie nur allweil verzagter gmacht. 
Unser Herrgott im Himmel macht keine so Um- und Anständ, wann mer a Anliean 
an ihn hat tote ber Teuxel in seiner Hüll. D' Beschwörungen auswenbig lernen, 
war schon kein Spaß, aber boch noch ber geringste im Vergleich zu ben anberen 
Veranstaltungen unb Erfordernis. As einer Kuhhaut sollt ich sitzen, ein bloß's 
Schwert in ber Hand unb a gweihte brennende Wachskerzen in ein’m Leuchter z' 
neben mir; an beterseiben hätt's freilich nit gsehlt, dö hat mer heut noch in iedn 
v ©“i? Haus und gibt s etn'm, was verstirbt, in die Händ z' hatten, aber woher 
f“f nehmen, unb tote käm ich zum Schwert? Das hat mer nit wenig Kopf- 
ie 5,eL9mad)tr! ■ Aber ba eins Tags geht unser Kuh unter 'n Kalben z'grund, 
der Fleischer muß ms Haus kommen, Vieh aushäuten unb zurichten, daßmer's 
genießbar Fleisch m Rauch hängen kann, no, so denkt's, wie ich gschant hab, daß 
emmal d Kuhhaut da war, unb tagsdraus hat unser Dorfwachter Vagabunden 
erwischt, oder do chn, denn sie habn ihn durchgeprügelt, sein Sabel ihm aus der 
3! rW’n u” Davonrennen über unsern Zaun ins Gesträuch gworsen: es 
macht sich keiner ein Begriff, wie mir wordn is, wo ich selben Abend im Dunkeln, 
8Ä Von z' spat ihn noch zrückz'gebn, den Wachtersabel auffind und ihn 
über Nacht bhalten mußt. No, hätt _ich 's Schwert a ghabt! 
r., c '-^ohl hätt’s mich sollen stutzig machen, daß sich der Teuxel mir in allm so 
eltoei rf^a lr ^ ^ einmal zur Sach ghabt, jung und kuraschiert 
war ich, und wollt ich bo Schatzgraberei ins Werk richten, so gab's fein lang Be- 
öenken unb Herumzipfeln, ich mußt mich gleich in derselben Nacht noch dazu ent- 
Meßen, wo ich alls Dazughörige bei ber Hand ghabt hab. Also, benk ich, tnst's! 
*3 so gegen a dreiviertel af Zwölf in ber Nacht hab ich mich baheim in tnein’nt 
. dann bin ich schön stad h’nausgwischt, 's Zauberbüchl unb 'n 
Wachtersabel hab ich nutgsührt, im Hof hab ich b' Kuhhaut, bie bort zum Träten1) 
ausspannt war, zu mir g’nommen unb sauber z'sammgrollt, bann bin ich auf'n 
«ehen und mit verhaltenem Atem in b’ Stuben, wo meine alten Leut g'schlasen 
rüetn' J\J sacht die Schublad auf und nimm die geweihte Wachskerzen und nach- 
m Waldl zu" 9 ßU übern Zaun und renn, als jaget mich einer, 
1lrtS ."^rst in der Nah ber ersoffenen Wiesen hab ich einghalten, um ansz'schnausen, 
umgschaut. Es war heller Monbfchein, wo Wasser in Lacken überm 
- 8 9ftanben is, hat § g'blitzt unb gspiegelt, nix hat sich g’rührt, von nah unb 
*) Truckern == Trocknen.
	        
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