Volltext: Innviertler Heimatkalender 1912 (1912)

die Fassade der Häuser zu rhythmisieren, die einzelnen Teile gegen einander abzu¬ 
stufen, durch Gegensätze zu wirken. Dabei ist es schön zu beobachten, wie er von 
seiner ursprünglichen Art, das Haus mit plastischem Schmuck, etwa mit Masken 
und Engelsköpfen, zu zieren, immer mehr abkommt und dann nur mehr durch ver¬ 
schiedene Behandlung der Mauern (etwa Glatt- und Rohputz), durch Vertiefung und 
Erhöhung des Putzes in Linien und Flächenformen wirkt. Zur Abstufung der 
Fassade verwendet er noch mannigfache Mittel. Er faßt die Stockwerke durch Pilaster 
zusammen oder er wechselt ab in der Bekrönung der Fenster, wie etwa im Huber¬ 
haus (Roßmarkt), wo er eine schöne Dreiteilung durchführte. Hier beginnt er auch 
das gebrochene Dach in die Wirkung miteinzubeziehen, was er später bei den Villen 
noch steigerte. 
Von ganz besonderer Wichtigkeit scheint mir für Steibl die Bekanntschaft mit 
dem Fabrikanten Wolfgang Vogl gewesen zu sein. Er stand mit ihm schon seit 1907 
in Verbindung, wo er für ihn das' Kanzleigebäude in der Gretgafse baute. Nun 
Ried, Hochfeld Nr. 2. (Photographie Solinger.) 
dachte Vogl daran, oben auf dem Kapuzinerberge eine Villa zu errichten. Er 
ließ von dem Architekten Gyri in Linz einen Entwurf herstellen und übertrug Steibl 
die Ausführung. Steibl hatte damit viel gewonnen: einmal einen überaus lohnenden 
Auftrag, dann eine neuerliche Verbindung mit der Entwicklung der Kunst im Zentrum 
Oberösterreichs und schließlich die Verbindung mit einem geschmackvollen, kunstsinnigen 
Auftraggeber. Die neuesten Bücher über den Villenbau wurden studiert, anregende 
Gespräche schloffen sich an. Und es erstand endlich (1909) das schmucke Landhaus, 
das anmutig aus dem Grün herunter grüßt. 
Der Villenbau stellt wieder ganz andere Anforderungen an den Baumeister. 
Was der Benützer einer Mietwohnung nie wird erlangen können: eine völlige Be¬ 
achtung seiner persönlichen Wünsche und Bedürfnisse, das ist hier oberstes Gesetz. 
Gottlob ist man — unter dem Einflüsse Englands vor allem — heute zu dieser 
Einsicht gekommen. In erster Linie hat das Haus den Zweck, angemessene Jnnen- 
ränme zu schaffen. Diese Raumverteilung, die sich bis auf die Stellung der Fenster
	        
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