Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

Bericht stammt vom Pfarrer in Pischelsdorf, Hans Gruber, der zweite ebenfalls von 
einem Pfarrer in Pischelsdorf, der sich den Nachfolger „Kolbergers" nennt. Es ist 
nicht ausgeschlossen, daß auch der zweite Berichterstatter Gruber war, wenn auch die 
Schrift dies gerade nicht zu bestätigen scheint, wenigstens kündigte er im ersten 
Berichte dem Herzoge, wenn dieser es wünsche, einen zweiten ausführlichen Bericht an. 
Hans Gruber schrieb an den Herzog, daß in einem Walde, genannt Hart, in 
Pischelsdorfer Pfarre und dem Schlosse Uttendorf gehörig, vor „etlichen" Jahren eine 
Kirchfahrt entstanden sei. Es wurden nämlich in Auerbach sieben Partikeln des 
hochwürdigen Sakramentes durch drei Diebe entwendet und in einer „Kapsen" 
(= Kapsel) auf den Hart gebracht und haben vielleicht „aus der Verhengung Gottes 
sy das Sakrament verloren, der statt, daran sy des facrament gesetzt haten, abschiech') 
worden." Es weicht also dieser Bericht von den Aufzeichnungen auf den Tafeln sehr 
ab. Der Berichterstatter weiß nichts von einer Justifizierung der Täter, die er gewiß 
nicht verschwiegen hätte. Schon sein „vielleicht" spricht dagegen, daß man den Täter 
erwischte. Es ist übrigens die Schilderung auf den Tafeln schon deshalb nicht recht 
glaubwürdig, weil, weiß Gott wann später, die Kapsel zufällig beim Laubrechen 
gefunden wurde und die Auffindung weit später als die Bestrafung des Täters zu 
liegen käme. Das Ereignis fällt in die Regierungszeit Herzog Georgs des Reichen 
(1479—1503). 
Ein Bauer fand nun beim Laubrechen das gestohlene Gut und zeigte es „nach¬ 
mals" der Geistlichkeit an, welche es dann hob. Da der zweite Bericht viel aus¬ 
führlicher ist, soll aus dem ersten Berichte des Pfarrers Gruber nur noch angeführt 
werden, daß durch die Auffindung „vil namhaftig Zaichen bescheheu." Der Herzog 
möge deshalb gestatten, daß man eine Kapelle baue. Biel Geld, Geschäft und 
auch Verheißung sei unter dem Volke. Es werde gereicht und gegeben, so man baue. 
„Es ist auch sonst ein Anfang vorhanden" '(Es wurde also hiezu schon geopfert). 
Ein solcher Ban gereiche auch einer herzoglichen Taserne zum Nutzen. 
Im zweiten Berichte wird der Vorgang des Diebstahles und der Auffindung 
der Partikeln in der gleichen Weise geschildert. Nach Ablauf eines Jahres waren 
bereits 150 fl. geopfert worden. Plötzlich wird aber die Wallfahrt gesperrt, damit 
„die Kirchfahrt bei unserm Herrn zu Pastau dadurch nicht geschmälert werde." Den 
beiden Vollzugsorganen, Haus Offeuheimer, Rentmeister zu Burghausen (1489— 
1504) sowie dem Kanzler Brenner zu Passau, wurde über das vorhandene Geld 
Rechnung gelegt. Die Wallfahrt erfuhr dadurch zwar eine Beeinträchtigung, aber es 
floß noch immer Geld in den Opferstock. Beim Ausbruch des bayrischen Erbfolge¬ 
krieges (1504) nahm dies Hans Thumer, Jägermeister zu Förstern, in Verwahrung. Es 
waren 200 fl. rheiti., um die der Zechpropst Augustin zu Posching wohl wußte. 
„In der Zeit ist Ko lberger Kirchherr zu Bischolfstorf gewesen und ich nachmals 
nach dem Kolberger." Hans Kolberger war nach 1497 Pfarrer von Pischelsdorf; 
er starb im Jahre 1500. Hierauf scheint Hans Gruber gefolgt zu fein. Als er nun 
Kirchherr war, ließ der Pfleger von Uttendorf, Siegmund Apfenthaler, zu dem Gut 
auf dem Hart einen Stock machen, dazu drei Schlösser und drei Schlüssel. Hans 
Schuster zu Pischelsdorf wurde zum Zechpropst bestellt. Es dürfte dies wahrschein¬ 
lich vor 1507 gewesen sein. Bon 1507—1509 war Apfenthaler Pfleger in Braunau. 
Sein Nachfolger in der Uttendorfer Pflege, Christoph Ahamer, hatte mit dem Pfleger 
zu Braunau, Wernhart Messenbeck, Krieg; letzterer wollte sich des Hartes unterstehn. 
J) Schiech, scheu, sich fürchtend. Bange. „Abschiech" bekäme damit die Bedeutung, daß die 
Täter, auf dem Harte angelangt, ihr gestohlenes Gut aus Furcht vor ihrer eigenen Tat im Stiche 
ließen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.