Bericht stammt vom Pfarrer in Pischelsdorf, Hans Gruber, der zweite ebenfalls von
einem Pfarrer in Pischelsdorf, der sich den Nachfolger „Kolbergers" nennt. Es ist
nicht ausgeschlossen, daß auch der zweite Berichterstatter Gruber war, wenn auch die
Schrift dies gerade nicht zu bestätigen scheint, wenigstens kündigte er im ersten
Berichte dem Herzoge, wenn dieser es wünsche, einen zweiten ausführlichen Bericht an.
Hans Gruber schrieb an den Herzog, daß in einem Walde, genannt Hart, in
Pischelsdorfer Pfarre und dem Schlosse Uttendorf gehörig, vor „etlichen" Jahren eine
Kirchfahrt entstanden sei. Es wurden nämlich in Auerbach sieben Partikeln des
hochwürdigen Sakramentes durch drei Diebe entwendet und in einer „Kapsen"
(= Kapsel) auf den Hart gebracht und haben vielleicht „aus der Verhengung Gottes
sy das Sakrament verloren, der statt, daran sy des facrament gesetzt haten, abschiech')
worden." Es weicht also dieser Bericht von den Aufzeichnungen auf den Tafeln sehr
ab. Der Berichterstatter weiß nichts von einer Justifizierung der Täter, die er gewiß
nicht verschwiegen hätte. Schon sein „vielleicht" spricht dagegen, daß man den Täter
erwischte. Es ist übrigens die Schilderung auf den Tafeln schon deshalb nicht recht
glaubwürdig, weil, weiß Gott wann später, die Kapsel zufällig beim Laubrechen
gefunden wurde und die Auffindung weit später als die Bestrafung des Täters zu
liegen käme. Das Ereignis fällt in die Regierungszeit Herzog Georgs des Reichen
(1479—1503).
Ein Bauer fand nun beim Laubrechen das gestohlene Gut und zeigte es „nach¬
mals" der Geistlichkeit an, welche es dann hob. Da der zweite Bericht viel aus¬
führlicher ist, soll aus dem ersten Berichte des Pfarrers Gruber nur noch angeführt
werden, daß durch die Auffindung „vil namhaftig Zaichen bescheheu." Der Herzog
möge deshalb gestatten, daß man eine Kapelle baue. Biel Geld, Geschäft und
auch Verheißung sei unter dem Volke. Es werde gereicht und gegeben, so man baue.
„Es ist auch sonst ein Anfang vorhanden" '(Es wurde also hiezu schon geopfert).
Ein solcher Ban gereiche auch einer herzoglichen Taserne zum Nutzen.
Im zweiten Berichte wird der Vorgang des Diebstahles und der Auffindung
der Partikeln in der gleichen Weise geschildert. Nach Ablauf eines Jahres waren
bereits 150 fl. geopfert worden. Plötzlich wird aber die Wallfahrt gesperrt, damit
„die Kirchfahrt bei unserm Herrn zu Pastau dadurch nicht geschmälert werde." Den
beiden Vollzugsorganen, Haus Offeuheimer, Rentmeister zu Burghausen (1489—
1504) sowie dem Kanzler Brenner zu Passau, wurde über das vorhandene Geld
Rechnung gelegt. Die Wallfahrt erfuhr dadurch zwar eine Beeinträchtigung, aber es
floß noch immer Geld in den Opferstock. Beim Ausbruch des bayrischen Erbfolge¬
krieges (1504) nahm dies Hans Thumer, Jägermeister zu Förstern, in Verwahrung. Es
waren 200 fl. rheiti., um die der Zechpropst Augustin zu Posching wohl wußte.
„In der Zeit ist Ko lberger Kirchherr zu Bischolfstorf gewesen und ich nachmals
nach dem Kolberger." Hans Kolberger war nach 1497 Pfarrer von Pischelsdorf;
er starb im Jahre 1500. Hierauf scheint Hans Gruber gefolgt zu fein. Als er nun
Kirchherr war, ließ der Pfleger von Uttendorf, Siegmund Apfenthaler, zu dem Gut
auf dem Hart einen Stock machen, dazu drei Schlösser und drei Schlüssel. Hans
Schuster zu Pischelsdorf wurde zum Zechpropst bestellt. Es dürfte dies wahrschein¬
lich vor 1507 gewesen sein. Bon 1507—1509 war Apfenthaler Pfleger in Braunau.
Sein Nachfolger in der Uttendorfer Pflege, Christoph Ahamer, hatte mit dem Pfleger
zu Braunau, Wernhart Messenbeck, Krieg; letzterer wollte sich des Hartes unterstehn.
J) Schiech, scheu, sich fürchtend. Bange. „Abschiech" bekäme damit die Bedeutung, daß die
Täter, auf dem Harte angelangt, ihr gestohlenes Gut aus Furcht vor ihrer eigenen Tat im Stiche
ließen.