Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

Haupt nicht das Vertrauen der Patienten gewinnen; aber sein reiches Wissen und 
Können führten ihm die Kranken zu. Ein Kranker sagte einmal nach einer Operation: 
„Der Herr Primarius hat eine sehr schneidige, aber geschickte und erlösende Hand." 
Auch außerhalb der Spitäler oblag Weinlechner seinem ärztlichen Berufe. Dank 
seiner vorzüglichen Operationstechnik gewann er eine reiche Klientel. Insbesondere 
erwarb er sich das Vertrauen des Kaisers und in den Kreisen des Hochadels war 
der Mann mit den einfachen Allüren oft als Arzt tätig. Durch Jahrzehnte war 
Weinlechner einer der gesuchtesten und erfolgreichsten Chirurgen Wiens. Sein Rame 
gehörte zu den populärsten der Residenz. 
Im Februar 1898 verlor er seine treue Lebensgefährtin, eine Frau voll 
seltener Herzensgüte. Ein halbes Jahr später starb ihm sein Sohn Georg, ein 
hoffnungsvoller Arzt. 
Das Krankenbaus in Mheim. 
Am 3. März 1899, seinem 70. Geburtstage, wetteiferten Professoren und 
Studenten, diesen Tag in recht würdiger Weise zu begehen. Im reichgeschmückten 
Operatronssaale fanden sich die Größen der Universität zusammen. Namens der 
damaligen Schüler wurde ein silberner Lorbeerkranz als Ehrengabe überreicht. Den 
Glanzpunkt der Feier bildete die Ansprache des Professors Albert, eines Meisters 
der Rede. Dann sprachen noch Professor Gnssenbaner, Rektor Wiesner, Dekan 
Puschmann, die Hofräte Chroback und Widerhofer und andere. Alle feierten Wein¬ 
lechner als Arzt, Lehrer und Mensch. In schlichten Worten dankte Weinlechner und 
schloß wehmütig: „Für mich gibt es nichts zu jubeln. Bei mühevoller Arbeit ist mir 
dre Zeit unglaublich rasch verflogen. Ich habe die Zeit zwar auszunützen gesucht, 
aber vom Leben eigentlich wenig genossen. Und nun stehe ich am Ende meiner 
Laufbahn, obwohl ich mich noch jung fühle. Die Zahl meiner Freunde wird täglich 
geringer. Ich habe die beste Zeit hinter mir." Gleich rtacli dieser Feier empfing er 
noch voll der überwältigenden Eindrücke eine Deputation der Altheirner Bürgerschaft, 
den Bürgermeister Ludwig Bettmesser und die Gemeinderäte Joses Weinhäupl und 
Wilhelm Wachberger, und nahm die Glückwünsche aus der lieben Heimat sehr bewegt 
entgegen. Und im weiteren Gespräche ging ihm das Herz weit aus, voll treuer Liebe 
zum Heimatorte, und diese rührende Anhänglichkeit an den Schauplatz seiner Jugend- 
zeit öffnete die Geberhand zu großartigen Schenkungen für die Heimatgemeinde,
	        
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