Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

64 
als von der Güte versprach, so hat auch bei diesen primitiven Nachhilfen zum Guten 
mittels des Aberglaubens der Teufel die Vorhand. Er ist sogar sehr viel beschäftigt 
in seiner tragikomischen Rolle als Geist, der stets das Böse will und stets das Gute 
schafft. Denn nicht bloß in der Wochenstube, nicht nur kleinen, ungebärdigen Kindern 
malt man den Mann mit dem Pferdefuß an die Wand. Man tnts auch bei großen 
und zwar — wie alte Ueberlieferungen beteuern — weiland immer mit Erfolg. So 
schreckt man eitle Dirnen, wenn sie sich gar zu lange in den Spiegel schauten, damit, daß 
ihnen „der Andre" einmal gachs über die Ueaxn (Achsel) gucken werde. Wer „nzwahte" 
(ungewaschen) ausgeht, der begegnet dem Schwarzen und zwar in seiner unangenehmsten 
Ausgabe: nämlich mit Pflugradaugen, hängender Zunge und höllisch nach Schwefel 
stinkend. Das hat ein Mühlviertler Bauer erfahren, der ungewaschen nach Freistadt 
ging, um Steuern zu zahlen. Mochte ihn diese allseits unbeliebte Beschäftigung nun 
an und für sich schon für eine im üblen Gerüche stehende Erscheinung aus der 
Unterwelt empfänglich machen, oder tats wirklich das ungewaschene Gesicht allein - 
genug: Er sah den Teufel und verabsäumte seither nie, seinen Kopf in aller Frühe 
unter die Brunnenröhre zu halten. Nicht jeder Bauer hält's so rein. 
Auch mit Leuten, die alleweil fluchen und schelten, treibt der Herr Satanas 
„sein Gfpül". Vor allem aber hat er's scharf auf Eheleute, die nächtlicherweise 
zanken und streiten. Davon erzählt eine alte Sage: 
Ein Schneider von Eberstallzell ging einmal nachts heim und kam an einem 
einschichtigen Gehöft vorüber, in dem unfriedliche Eheleute wohnten. Schon von 
weitem hörte er die Bäuerin keifen und den Bauer sakramentieren. Als der Schneider 
näher schritt, sah er durch das helle Fenster den Teufel riesengroß mitten in der 
Stube stehen . Der fromme Schneider schlug ein Kreuz, worauf der Böse 
mit „Schnaun und G'stank" in einen nahen Eichengrund entwich. Den abfahrenden 
Teufel hörten — und rochen die zankenden Eheleute auch, erschraken sehr darüber 
und hielten fortan Frieden . . . 
Das war, wie gesagt, in der guten alten Zeit. Aber wenn sich so was heute 
noch ereignete, welcher Ehemann, der mit einem gardinenpredigenden, zungenflinken 
Weibchen mehr oder minder beglückt ist, welcher Ehemann, frage ich, würde ein¬ 
stimmen in den Ruf: Nieder mit dem Aberglauben? . . . 
Ja, ja, mein verewigter alter Freund hat Recht behalten, der Aberglaube hat 
auch seine lichten Seiten. „Er ist", sagt Vernaleken in seinen Mythen und Bräuchen, 
„er ist ein Aberglaube (super-stitio) und das Volk wie manche große Manschen 
werden seiner nie ganz ledig gehen. Die einen erfüllt er mit Furcht, die anderen 
mit Trost. Darum wollen wir ihm aber nicht das Wort reden.'' 
Linz. Susi Wallner. 
Wolksrätsek. 
Welches sind die schlimmsten Leute ? 
Die Rasierer, denn sie nehmen dem 
Menschen die Sache vom Munde weg. 
Welches Ding hat neun Häut und beißt alle Leut? 
(Zwiebel.) 
I bi die Seel, die niemand ist, 
I hab nia was g'ftohln und nia was empfange 
Und werd do von der Menschenhand aufgchanga. 
I bi tauft und do koa Christ, 
Cc fit Sto s^ooi Sto ttto-mrrtiS -tf-i 
(Glocke.)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.