Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

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topfartigen, mit breitem Halse versehenen Gefäß, einen zierlichen Zeller, ^n einzelnen 
Schalen entdeckte ich öfter Speisereste, bte auf Milch und breiartige Gerichte hin¬ 
wiesen* das waren die Reste des Opferessens, der Totenzehrung. Auffallend ist es, 
dafo sich viel mehr Gefäße fanden, wenn Frauen eingeäschert waren, als wenn es 
sicki um Mäuuergräber handelte. Am Gansfuß fand ich einmal vierzehn tu erneut 
Franengrab, während bei Männern ungefähr 7—9 die übliche Zahl ist. Der Gebrauch, 
das Grab mit einem Kranze von größeren Steinen, Findlmgen, abzugrenzen, war 
nicht überall zu finden, man fand oft nur ein Paar Sterne, oft auch gar leine. 
Auch die Gepflogenheit, des Toten Pferd oder sonstiges Getier tote Eber, Fullen 
mit ins Grab zu geben, habe ich nur ant Gansfuß bemerkt. Es wurde zu weit fuhren, 
feiet alle feinen Unterschiebe, die ich während meiner Ausgrabungen wahrgenommen, 
anzuführen, ich muß mich nur auf das Allgemeinste beschränken Nur eines fet noch 
bemerkt, daß in der Art der Ausschüttung der Gräber das hetß tu der Bauart des 
zwei Meter hohen und 20-30 Meter im Umkreis messenden Hügels Verschiedenheit 
herrscht. Am Gansfnß, also bei einer Begräbnisstätte von nenn Hügeln, war ein 
Teil ans Rollsteinen und der andere ans Sehnt hergestellt. Ebenso sind bte Hngel- 
m-äber bei Burgkirchen an ber Alz (Oberbayern), bie derselben Pertobe angehören 
abwechselnd ans Lehm unb Rollsteinschichten gefügt. Meist aber fanden wir Hügel 
aU§ l'gger sichre mit betn Formen von Töpfen abgegeben hat, weiß, wie viel dazu 
aebört auf der Drehscheibe ein halbwegs anständiges Gesäß herzustellen. Um tote 
viel schwerer war es für jene Leute, bie von einer Drehscheibe nichts gewußt haben, so 
künstlerisch feine Dinge mit ben hübschen geschmackvollen Verzierungen herzustellen. 
Es gehörte bie sichere unb zugleich gelenkige, feinere Hand ber Frauen bazu. Und 
diese waren es auch, die das Hanbwerk ber Hasner ausübten. Der Mann hatte eme 
m schwere Hand, zu wenig Zeit unb gewiß zu wenig Gebukb, auch war es unter 
seiner Würde, sich mit derartigen Dingen abzugeben. 
Daß Frauen dies Handwerk trieben, ist nicht nur Vermutung, sondern ton 
haben durch Fingerabdrücke an Tonwaren den Beweis dafür geliefert 
Um mich in die vorrömische Art, Töpfe herzustellen, einzuleben, habe ich selbst ohne 
Drehscheibe auf Indianers versucht, das Handwerk zu betreiben, jch muß gestehen, 
daß mich diese Uebung der alten Art näher gebracht hat zum mindesten habe ich 
gelernt, wie mau es nicht machen soll, und schätze daher die Fertigkeit, ohne Dreh¬ 
scheibe zu formen, sehr hoch. Die Hauptsache war dabei baß bte Urne tn mehreren 
Stücken geformt und dann erst zusammengesetzt ward, ^n halb trockenem Zustande 
wurden die Verzierungen aufgeritzt, gedruckt und aufgelegt. Nach dem Brande gab 
man dem Gefäß die Farbe. Der rote Farbstoff Bolus war sehr beliebt und ans 
diese Farbe setzte man die Graphitstreifen, welche mit ttgenb einem glatten Instrument 
poliert wurden. Die Unterlage rot gab bem aufgetragenen Graphit erst recht Glanz 
unb ^iese Stark eingeritzte Ornamente liebte mau mit Kalk auszufüllen, ber bem 
Ganzen eine feine Wirkung gab. Bei Urnen schmückte man meist nur bte obere 
Miste mit Rierat unb Farbe, wobei ber Rand innen unb außen mutier schwarz 
atamenb gehalten würbe. Das Material, ans dem bie meisten Gefäße gemacht 
würben, war gerabe nicht bas feinste, bas Schlemmen ber Tonerbe . scheint thuen 
noch fremb gewesen zu sein. Auch bas Brennen staub nicht auf ber Hohe, beim bte 
meisten Gefäße, wenigstens die in ben Gräbern gesunbenen, zeichneten sich nicht burch 
guten Branb aus. Der Umstcmb, baß bte zum Grab gehörigen Torfe Schusseln, 
Urnen unb Teller meist Weihegefäße darstellten, die zum gewöhnlichen Gebrauch nicht 
gehörten, macht es begreiflich, daß sie nicht wafferbtcht gebrannt würben. Die für 
den Hausgebrauch Bestimmten mögen wohl solider gearbeitet gewesen sein, o asut 
hat man nicht gekannt; sie findet man allgemein erst im lo. Jahrhundert.
	        
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