Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

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Heimatchronik. 
letzten Heimatkalender haben wir ausführlich über den Stand unserer Be- 
strebungm berichtet, besonders über das Werden unserer beiden heimischen 
Museen und das Entstehen der heimatkundlichen Vereinigungen in Braunau und 
Ried. Für Heuer mögen daher nur einige Notizen aus der „Heimatchronik" Platz 
finden. 
Die beiden Museen haben ihre Sammlungen wieder um schöne Stücke Bereichert, 
worüber ausführlich und zwar für Schärding der „Sammler", für das Braunaner 
Museum aber die Zeitungen berichteten. Der Verein „Alt-Braunau" hat in 
seine Chronik eine ehrende Auszeichnung einzutragen: die Uebernahme des Protektorates 
durch den Thronfolger Franz Ferdinand. Es möge das für den Verein ein Ansporn 
sein, nach der Lösung der großen Aufgabe, die seiner harrt, zn streben. Denn nach 
der Herzogsburg steht fein Verlangen. 
In Ried hat die Bildersammlung der k. k. Bezirkshauptmannschaft einen 
vorläufigen Abschluß gefunden. In 60 Nummern bietet sie ein getreues Bild der 
Vergangenheit des Bezirkes. Ministerialsekretär Karl von Planf hat sich durch 
sie eilt dauerndes Denkmal seiner Heimatliebe gesetzt. Wir wollen ihm alle ein 
liebes Gedenken bewahren — denn der „resche Oberösterreicher" hat der Heimatsache 
manch fruchtbringende Anregung geboten. 
Die heimatkundlichen Bestrebungen fanden regste Förderung durch sämtliche 
Innviertler Zeitungen. Woche für Woche wurde das, was Sammlerfleiß gewonnen 
und verarbeitet hatte, den Heimatfreunden zur Lektüre übermittelt. 
In Ried veranstaltete man unter Mitwirkung heimatlicher Sangeskräfte 
sowie der dortigen Liedertafel einen äußerst anregenden und stimmungsvollen Volks¬ 
liederabend, wobei Profeffor Dr. Gärtner in Meisterart über das alte Volks¬ 
lied sprach. 
In der Zeit vom August 1909 bis August 1910 fanden im Braunaner 
Bezirke nicht weniger als 12 Heimatabende statt, die einen für unsere Sache sehr 
günstigen Verlauf nahmen und ihren Zweck vollauf erreichten, die Liebe der 
Leute für die Heimat zu erwecken und rege zu erhalten. Die Verfammlungstätigkeit 
erstreckte sich auf die Orte Altheim, Minning, Moosbach, Ranshofen, Ueberackern, 
Ostermiething, Gilgenberg, Gundertshausen, Auerbach, Jeging und Pfaffstätt. Eine 
wackere Schar von begeisterten Mitarbeitern hatte sich in der uneigennützigsten Weise 
in den Dienst der heimatlichen Sache gestellt und kein Opfer — man denke an die 
Winterszeit in einer bahnlosen Gegend — gescheut, bei den Versammlungen mil¬ 
zuwirken. Wir können es ihnen nicht anders vergelten, als daß wir ihnen mit der 
ganzen Bevölkerung des Bezirkes den wärmsten Dank aussprechen. 
Einen neuen Erfolg haben wir im Schärdinger Bezirke zu verzeichnen. 
Waren bisher die Freunde des dortigen Museums die naturgemäßen Förderer auch 
der Erforschung des Bezirkes, so übernahm seit Schluß des Jahres 1909 ein eigener 
Verein „Heimatbund" diese Ausgabe. Er hat bereits weite Ausbreitung und 
Mitglieder aus allen Ständen gefunden, ein erfreuliches Zeichen einer immer weiter 
fortschreitenden Erkenntnis, daß es hinsichtlich der Heimat, ibres Schutzes und ihrer 
Erforschung keine trennenden Unterschiede gibt. 
Grad so, wie sich der Kreuglböcker Dichter z' Moosbach hat verlauten lassen: 
„Mia liabn ja dö Hoamat, 
Mia liabn insa Land, 
Mia roachan ins gmüadlö 
Dö brüadalö Hand."
	        
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