Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

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Morgen viel regnet und schneit, so wird ein dürrer Sommer und folgen gerne Mißjahre darauf. 
Daher sagt man : Trockner März, nasser April und kühler Mai, füllet die Weinkeller und'macht 
viel Heu: Märzregen soll man mit Nägeln aus der Erde kratzen. Märzenstaub ist über Gold und 
Silber. Wenn es im März donnert, so soll ein fruchtbares Jahr folgen. Wenn das Wetter am 
Palmsonntage nicht schön ist, so bedeutet es ein böses Jahr. Regen am Karfreitage bringt Frucht¬ 
barkeit. Regen am Ostertage bringt alle Sonntage einen Regen bis auf Pfingsten. Um den 12. Martius 
kommen die Storchen wieder, etliche erwarten ihrer erst den 17. und sie kommen gemeiniglich mit 
trübem Wetter. Wenn die Kraniche und wilden Enten bald kommen, so bedeutet es, daß der Sommer 
nächst vorhanden ist. 2. Schön Maria Verkündigung, das Obst überall wohl geluug. Am Karfreitag 
bei gutem Regen, wir ein fruchtbares Jahr erwägen. Den Regen auf den Ostertag, kein schönes 
Wetter trösten mag; auch wird das Futter auf der Wiesen das arme Vieh wenig genießen. 
April, K e i m m o n a t. 1. Je dürrer der April, je schädlicher ist es ; hingegen der nasse nütz¬ 
lich ist, sonderbar dem Wein und Heu. Wie im April die Kirschen blühen, also soll auch der Wein 
blühen und das Korn. Wenn auf Tiburtius Tag die Felder grünen, so bedeutet es ein gutes 
Weinjahr. Wie lang die Frösche vor St. Markus quacken und schreien, so lang schweigen sie her¬ 
nach still. Auf St. Georgius Tag kommt die Nachtigall; welche nach diesem Tage gefangen werden, 
die leben selten lang. Höret man die Grasmücke, ehe der Wein hervor sprosset, so soll ein gutes 
Weinjahr erfolgen. Wenn am 24. sich im Korn ein Rabe darin verbergen kann, so folgt ein 
gutes Getreidejahr. Hacket den Hopfen und stecket Erdäpfeln. 2. St. Georgen ordinari Regen, kann 
folgende Ursach bewegen. Etliche Sternlein, die Heiden genannt, den Bauersleuten wohl bekannt. 
Im Stier mit der Sonne aufgehen, davon viel Ungewitter entstehen. Gleichwie erst der dürre 
April, auf keine Weis des Bauern Will. Hingegen bringet der Aprilregen Wiesen, Feldern reichen 
Segen. 
Mai, Blütenmonat. 1. Nasser April gibt einen klaren Brachmonat und ein nasser Mai 
einen trockenen Heumonat. Kühler Mai machet guten Wein und Heu. Um Philippi und Jakobi 
entstehen die größten Wetter. Scheint am St. Urbanstag die Sonne, so wird der Wein gut, regnet 
es aber, so soll er sauer werden. Wie es am St. Urbanstage wittert, also soll es auch im Herbst 
wittern. Klarer Tag an Himmelfahrt Christi, bedeutet einen fruchtbaren Regen, aber ein unfrucht¬ 
bares Jahr. Heller Pankratiustag verheißt viel guten Wein. Wenn der Laubfrosch schreir, folget 
ein Regen. Der Pfingstregen bedeutet nichts Gutes. 2. Ein kühler Mai wird hochgeacht, weil das 
Geschmaiß wird umgebracht. Ein kühler Mai, Brachmonat naß, füllen die Scheuern und die Faß. 
Urbaui Wetter in diesem Stück uns zeiget an des Weines Glück. Wenn bringt Regen der Pfingst- 
tag, müssen wir fürchten manche Plag. Willst du wissen des Weines Frommen,, so laß den Mai zu Ende 
kommen. Ist nun der Mai fein wohl bewindt, gefället es dem Bauerngsind. 
Juni, Br ach monat. 1. Wenn es am St. Medardustage regnet, so ist 40 Tage kein 
beständiges Wetter zu hoffen. Regnet es am St. Veitstage, so schadet es der Gerste. Regnet es am 
St. Johannistage, so soll eine nasse Ernte sein und die Haselnüsse verderben. Wenn sich der Kuckuck 
lang nach Johanni hören läßt, so soll es eine teure Zeit bedeuten. Schöner Frohnleichnamstag ver¬ 
heißt guten Sommer. Donnert es oft in diesem Monate, bedeutet es trüben Sommer. Regnet es 
in der Weinblühe, so ist es dem Weinstock schädlich. 2. Im neuen Brachmond feucht und naß, 
all Frücht geraten desto baß. Medardns auch zu dieser Frist, folgends vier Wochen heiter ist. 
Regnets am St. Johannistag, einst nasse Ernte man g^warten mag. 
Juli, Heumonat. 1. Regnet es an Maria Heimsuchung, so bedeutet es mehr Regen ; andere 
wollen sogar, daß es 40 Tage hernach regnen soll, nämlich so lang, als Maria auf dem Gebirge 
gewesen, darum saget man: Wie Maria über das Gebirg geht, so muß sie auch wieder heimgehen. 
In dem Henrigen Jahre 1752 hat diese Bauernregel wohl zugetroffen, indem es fast 40 Tage nach¬ 
einander geregnet, also daß viel Korn auf den Feldern ausgewachsen ist. Regnet es am Sankt 
Margaretentage, werden die wälschen' Nüsse verderben und die Haselnüsse abfallen. Regnet' es am 
St. Magdalenentage, folgen hierauf mehr Regen. Wenn es in diesem Monate sehr donnert, so wird 
Gersten und Korn Schaden leiden. Wenn die Ameisen ihre Haufen erweitern und erhöhen, so wird 
ein baldiger und kalter Winter folgen. Um Margareta und Jakobi kommen die stärkesten Gewitter. 
Wie das Wetter am Jakobitag vormittag, so wird es vor Weihnachten, und wie es nachmittag, so 
wird die Zeit nach Weihnachten fein. Ist es and Jakobi schön, zeigt es viel Kälte an. 2. Des 
Hundsstern Aufgang trüb fürwahr, verursachet Pestilenzgefahr. Zeiget er sich aber hell und klar, so 
hofft man ein gesundes Jahr. Regnets Mariä Heimsuchungstag, man vierzig Tag Regen besorgen 
mag. Auf St. Margaretentag Regen, bringt allen Nüssen keinen Segen. 
August, Erntemonat. 1. Wenn an Mariä Himmelfahrt die Sonne klar scheint, so hoffet 
man viel guten Wein. Regnet es aber, so folget mehr Reaen und der Wein wird sauer, daher 
saget man: Mariä Himmelfahrt Schein, bringet gerne guten Wein. Wenn um Laurentius schönes 
Wetter ist, so soll ein schöner Herbst und guter Wein zu hoffen sein. Wie es wittert auf Bartholomäus, 
also soll es den ganzen Herbst wittern. Wenn es ant Tage Johannis Enthauptung regnet, so ver-
	        
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