Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

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Herr Sirninger konnte den Leuten versprechen, wenn sie die Bäume abschneiden, 
Kronenschnitt durchführen und gewisse Sorten, von welchen er ihnen Edelreiser gab, 
veredeln, gegen einen festen Preis die Bäume abzunehmen. „Wenn ers zahlt, kann 
ers ja haben", wird sich mancher gedacht haben und hat ihm gefolgt, bis schließlich 
alle von der Zweckmäßigkeit dieses Verfahrens überzeugt waren." 
Die Innviertler Baumschulen weisen gegenwärtig einen ganz rationellen Betrieb 
auf und liefern jährlich Tausende von Bäumen in aller Herren Länder. Umso ver¬ 
wunderlicher und bedauerlicher ist es, daß es heute noch immer Gebiete im ganzen 
Lande sowohl als auch im Jnnviertel gibt, wo man es sich nicht allzusehr angelegen 
sein läßt, die im Obstbau steckenden volkswirtschaftlichen Werte auch auszunützen 
und dem Geldbeutel zuzuführen. 
Möge bald das ganze Jnnviertel ein einziger Obstgarten 
sein! 
Kimpling. _ Theodor Berger. 
Bauernregeln. 
Jänner, Eismonat. 1. Wenn am ersten dieses Monats die Sonne mit roten Wolken 
aufgeht, so bedeutet es dies Jahr viel schädliches Gewitter. Wenn die Sonne an diesem Tage hell 
und klar scheint, so hoffet man viel Fische, Wein und Obst. Wenn es zu nachts sehr windig ist, 
soll man sich vor der Pest zu fürchten haben. Heller Sonnenschein am zweiten Tage dieses Monats 
soll Fruchtbarkeit der Schafe bedeuten. Wenn am Vinzenziustag ein heller Tag mit feinem Sonnen¬ 
schein ist, so soll der Wein und das Korn wohl geraten, weswegen die Alten zu reimen pflegen: 
Vinzenzschein bringt viel Wein. Wenn an Paulibekehrung ein heller Tag mit Sonnenschein ist, 
so bringt er fruchtbares Jahr an Wein und Getreide. Gibt es viel Nebel, so bedeutet es großes 
Sterben. Regnet oder schneit es, so bedeutet es teure Zeit und Hungersnot. Ist es windstürmisch, 
so soll es Krieg bedeuten. Wenn die Wölfe im Winter sehr heulen und die Füchse bellen, so be¬ 
deutet es große Kälte. Donnerwetter in diesem Winterquartal bedeutet ebenfalls große Kälte. 
Dieses ist wohl gewiß, daß viele Regen im Jänner schädlich sind, weil der Erdboden an seiner 
natürlichen Wärme sehr geschwächt wird. 2. Morgenrot auf den Neuen Jahrstag bedeut Krieg, Un¬ 
gewitter und große Plag. Den zweiten Tag ein kalter Sonnenschein, bringt viel gute Fisch herein. 
Erhebt sich ein Wind in der dritten Nacht, auf große Pest man habe acht. Scheint die Sonne auf 
Vinzenzi baß, mit gutem Wein füllts uns die Faß. Ein schöner Tag Paulibekehrung, ist aller 
Frücht eine reiche Bescherung. Neblicht Wetter zeigt Sterben an. Regen und Schnee bringt 
Teurung an. 
Februar, T a u m o n a t. 1. An Maria Lichtmeß (wie die Bauern sagen) ist der halbe Winter 
vorbei; daher soll man das Futter sparen und fleißig verwahren. Wenn an Lichtmeß die Sonne 
schön klar scheint, so gibt es noch mehr Schnee; die Kälte wird noch härter anhalten und der Flachs 
wohl geraten. WemVs auf Lichtmeß schön hell ist, so bleibt der Dachs im Loche; weil er merket, daß 
noch Winter dahinten. Regnet es aber oder schneit es, so kriecht er heraus, weil er sich nicht mehr 
vor einem Wetter fürchtet. Wie lang sich die Lerchen vor Lichtmeß hören lassen, so lang schweigen 
sie hernach still; denn es stecket noch eine Kälte dahinten. Wenn es am Petri Stuhlfeier- und 
St. Matthiastag wittert, so soll es noch 10 Tage, andere wollen 40 Tage, wittern. Am St. Matthias¬ 
tag geht der Fuchs das letztemal übers Eis; denn Mattheis bricht^s Eis, hat er keins, so macht er 
’ett und gelb sind, so sagen sie noch mehr 
o folget gemeiniglich ein kalter Frühling, 
en wohl. 2. Auf Lichtmeß schöner Sonnen¬ 
eins. Wenn die in diesem Monate gefangenen Vögel 
Kälte und Schnee an. Wenn der Winter warm ist, 
Scheint am 2. Hornung die Sonne, so geraten die Erbst 
schein, bringt Schnee, viel Flachs und Hanf ein. Sehr wohl gedeihet frühe Saat, wenn Fastnacht 
schönes Wetter hat. Durchaus der Fasten Winterstand, macht Aschermittwoch uns bekannt. Denn 
wahrlich wie sich dieser anstellt, die ganze Fasten sich verhält. Die Nacht vor Pauli Stuhlfeier lehrt, 
wie folgend 40. Tag gekehrt. Gefrierts auf St. Matthiasnacht, ein ganzes Monat Frost betracht. 
Hat es auf Stuhlfeier schön getan, läßt sich die halbe Fasten wohl an. 
März, Lenzmonat. 1. Wenn am Maria Verkündigung der Tag schön hell, klar und 
dabei Sonnenschein ist, bedeutet es ein fruchtbares Jahr und gute Erntezeit. Wie viel Nebel in 
diesem Monat fallen, so viel Platzregen werden in dem Sommer kommen. Wie viel Tau fallen 
vor Ostern, so viel Reifen werden fallen nach Ostern und so viel Tau im August. Wenn es am
	        
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