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verbunden mit dem Aufschwünge der Obstkultur dortselbst ist wohl der Name des
Herrn Matth. Aigner in Ried.
Als Mitglied des landwirtschaftlichen Bezirksvereines Ried trat er insbesonders
für die Hebung der Obstkultur ein. Auf seine Anregung hin hielt einer unserer
besten oberösterreichischen Pomologen, der 1889 verstorbene Gärtner Josef Runkel
vom Stift Kremsmünster, in Ried einen Obstbaukurs. Aigner verteilte Tausende
von Edelreisern und veredelte selbst Hunderte von Bäumen. Er hat die meisten der
um Ried kultivierten modernen Obstsorten dort eingeführt.
Von den Erfolgen seiner diesbezüglichen Wirksamkeit gab Zeugnis eine Reihe
von Obstschauen, die in Ried und Umgebung stattfanden und zumeist durch ihn
durchgeführt wurden.
In unser aller Erinnerung ist noch die Kaiser-Jubiläums-Jnnviertler-Obst-
ausstellung in Ried im Jahre 1908, die 300 Aussteller aufwies.
Damit gingen Hand in Hand Obstbau- und Mostbereitungskurse. Bei der
Mostobstkost im Jahre 1910 konnte Herr Aigner auf ein erfreuliches Resultat seiner
Tätigkeit zurückblicken.
Im Schärdinger Bezirk wirkt seit einer Reihe von Jahrzehnten für eine
rationelle Pflege der Obstkultur Herr Georg Wieninger durch sein Mustergut
Otterbach. Im Jahre 1880 wurde der dortige Obstgarten neu angelegt. Eine
Reihe von in Otterbach abgehaltenen Obstgärtnerkursen trug viel zum Aufschwünge
unserer Obstkultur, nicht nur im Schärdinger Bezirke, sondern im ganzen Lande bei.
Ferner sei hingewiesen auf die Baumschule des Herrn Renezeder in
St. Martin. Seit dem Jahre 1876 unermüdlich tätig gelang es ihm, auf diesem
Gebiete große Erfolge zu erzielen, so schon 1888 bei der österreichischen Reichs¬
obstausstellung in Wien. Im Jahre 190 l verlieh ihm die k. k. Gartenbaugesellschaft
in Wien den „Kaiserpreis". In seinen Baumschulen dürften sich gegenwärtig gegen
100.000 veredelte Obstbäume und eine ähnliche Anzahl Koniferen und viele andere
Pflanzenarten in Kultur befinden.
Im gleichen Sinne wirken die „Bereinigten Obstbaumschulen Ort", 1896 ge¬
gründet, und die Baumschulen der Brüder Kienbauer.
Ueber die Art des Betriebes schreibt Löschnigg (Obstzüchter, 1907):
„Der Betrieb dieser Baumschulen war bis vor 20 Jahren wenig oder gar
nicht von demjenigen in der Welser Gegend verschieden; wenn schon das Veredeln
ziemlich allgemein durchgeführt wurde, so kannte man ein Anschneiden der Kronen
ebensowenig, als man es heute noch in der Welser Gegend kennt. Das Verdienst,
hier Wandel geschaffen zu haben, gebührt unstreitig dem Bauinschulbesitzer
A. Sirninger aus Kilb in Niederösterreich. Das alte Sprichwort „Kein
Prophet gilt im eigenen Lande" hat auch hier seine Richtigkeit behalten. Bei der
Reichsobstausstellung im Jahre 1888 find Herrn Sirninger die Innviertler Bäume
durch besonders kräftiges Wachstum aufgefallen. Auf der Suche nach einem Baum-
fchulgrunde brachte ihn diese Beobachtung ins Jnnviertel. Nebst der Errichtung einer
eigenen Baumschule als Beispiel besteht das Verdienst des Herrn Sirninger in der
Verteilung der Edelreiser und in der Einführung der rationellen Erziehung. Der
Erfolg dieses Wirkens hat sowohl dem Lehrmeister als auch den Schülern den ver¬
dienten Lohn gebracht. Jedermann weiß, wie schwer der Bauer von seinen alt¬
hergebrachten Gewohnheiten abzubringen ist, und es wäre der verhältnismäßig rasche
Umschwung im Banmschnlwesen kaum erklärlich, wenn nicht ein Umstand besonders
mitgewirkt hätte.