Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

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Woher er wohl kommen mochte? Ich erzählte schon, daß die Braunaner 
Bürger für den Bau der Pfarrkirche nicht einen heimischen Meister nahmen, sondern 
einen berühmten Passauer Meister Stephan Krumenauer beriefen. Wahrscheinlich war 
man bei der Spitalskirche ebenso verfahren. Neben P a s s a u waren auch Straubing 
und Landshut in der damaligen Zeit Mittelpunkte wie des politischen so auch 
des künstlerischen Lebens. Seit 1410 baute man an der wundervollen Martinskirche 
in Landshut; die Spitalskirche stieg in die Höhe, die St. Jodoknskirche wurde um 
die Mitte des Jahrhunderts umgebaut; bis 1430 baute man am Schiffe der Karmeliten- 
kirche in Straubing. Bei all diesen Bauten — aber auch bei anderen wie in Nen- 
Oetting, in ---- 
Wasserburg, in 
Salzburg — tritt 
uns immer wieder 
der Burghausener 
Meister Hanns 
Stetthaimer 
entgegen, die aus¬ 
gesprochenste 
Künstlergestalt 
dieser Gegend und 
Zeit. Auch der 
Erbauer der 
Spitalskirche 
muß bei ihm ge¬ 
lernt haben. Und 
dieser Meister 
muß auch noch 
andere Kirchen 
des oberen Jnn- 
viertels erbaut 
haben; auf einer 
Pfingstwander- 
ung habe ich mich 
davon überzeugt. 
Vielleicht gelingt 
es durch glück¬ 
lichen Zufall ein¬ 
mal, seinen 
Namen zu ent¬ 
decken. Bis da- 
Die Spitalkirche zu Braunau. 
hin müssen wir 
dem Beispiele der 
Athener folgen, 
das wir in der 
, Apostelgeschichte 
finden, und unsere 
Verehrung „dem 
Unbekannten" 
zollen. 
Ich kehre noch¬ 
mals zu dem 
Baue zurück. Der 
Mittelraum der 
Kirche ist ein 
Sechseck, das in 
ein Quadrat ein¬ 
gebaut ist. Es 
ist also kein Rund¬ 
bau, sondern 
nähert sich ihm 
nur. Im 
Aeußeren der 
Kirche prägt sich 
diese Konstruktion 
überhaupt nicht 
aus; eine Kirche 
mit Langschiff 
mußte ebenso aus¬ 
sehen. Im Innern 
aber hat man 
doch den Ein¬ 
druck eines Rundbaues. An den Ecken des Sechseckes steigen die Stützen — 
teils frei, teils den Wänden vorgelagert — hinauf, um das Sterngewölbe 
zu tragen, das einheitlich den Raunt deckt. Nur die halbrunden Dienste sind in 
ihrem Auswärtsstreben durch kleine Kapitäle unterbrochen. Der zu überwölbende 
Raum ist ja nicht groß; aber es gehörte doch immer eine Kühnheit dazu, zwischen 
jenen sechs Stützen ein Gewölbe einzuspannen, ohne ihm noch eine Stütze zu geben. 
In Eggelsberg, dessen Kirche meines Erachtens derselbe Meister errichtet hat, 
hat dieser in der Mitte das Gewölbe auf eine Säule gestützt. Ebenso ist z. B die 
Kirche in Weitersselden a. d. Aist angelegt. Diese Form mit der stützenden Säule 
mag wohl die Uebergangsform gewesen sein zu der ohne solche, die wie ein Zentral-
	        
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