Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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Gagen. 
1. Eine Schatzsage. 
Am Grindelsberg ist eine verwunschene Jungfrau gebannt. Wer 
sie befreien will, muß einen Schatz heben, der dort verborgen ist, und darf 
hiebei kein Sterbenswörtchen reden, denn sonst ist alles umsonst und die 
Jungfrau muß abermals 100 Jahre auf ihre Befreiung warten. 
Da zogen einmal ihrer Dreie aus, um die Jungfrau zu erlösen 
und den Schatz zu heben. Zwei standen schon in der Grube, die sie 
ausgegraben hatten, und hoben und schoben an einer schweren eisernen 
Truhe, auf die sie gestoßen waren. Der dritte aber stand noch außer¬ 
halb der Grube und wollte den beiden anderen von oben her Helsen. 
Er hatte blaue Strümpfe an. Da kam der Teufel und schrie mit 
fürchterlicher Stimme: „Der mit den blauen Strümpfen gehört mir." 
Da war es dem Blaustrumpfigen angst und bange und er entschuldigte 
sich und meinte, er habe ja gar nichts getan. Kaum hatte er gesprochen, 
verschwand der Teufel, aber auch die eiserne Kiste fiel zurück und war 
nicht mehr zu finden. 
Hie und da soll sich die verwunschene Jungfrau am Grindelsberg 
zeigen, besonders gern, wenn zu Aspach zu Mittag geläutet wird, 
sie wartet noch immer auf ihre Erlösung und verschwindet mit dem 
letzten Glockenschlage. 
2. Das Nrrisstehen. 
In der Franzosenzeit, da lebte einer in Moosbach, der hat es 
verstanden, im Kreise zu stehen, und hat dabei allerhand von der Zu¬ 
kunft erfahren. Sv stand er auch einmal in der Mettennacht im Kreise 
und wollte erkunden, was das kommende Jahr bringen werde. In den 
Handen hielt er das Kolomanibuch. Da hörte er über den Sagmüller- 
berg her Hufschläge, Trommelschall und Ruse. Es war ihm, als ob ein 
Trupp Soldaten immer näher zöge, doch so sehr er ausschaute und 
seine Augen anstrengte, er sah nichts. Bald verstummte der Lärm und 
nun sah er ein Fuder Heu, von vier schwarzen Pferden gezogen, 
heranschwanken, gerade ans ihn zu, und fast hätten ihn die Pferde aus 
dem Kreise hinausgedrängt. Das wäre aber fein Verderben gewesen, 
denn dann hätte er dem Teufel gehört. Der Mann aber blieb fest im 
Kreise stehen und las im Kolomanibuch. 
Im folgenden Jahre fielen bann wirklich die Franzosen ins Land 
und kamen auch nach Moosbach. Gerabe über ben Sagrnüllerberg 
stiegen sie her, über ben sie immer kamen, so oft sie an Moosbach 
vorbeizogen. 
3. Die Handenberger Rirchrnsage. 
Dort, wo heute bie Kirche von Hanbenberg steht, lag einst ein 
stiller Weiher. Da sahen bie Leute, bie in ber Nähe wohnten, auf 
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