Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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läge beibrachte, die sie bisher von den Deutschen erlitten hatten. Diesem 
Siege folgte an> 20. November 945 an einem nicht näher bezeichneten 
Orte noch ein weiterer. 
Von den Kämpfen des Herzogs Heinrich mit den Ungarn sind für 
uns vor allem jene von 949 wichtig. Nachdem es vielleicht schon im 
Vorjahre zu einem Zusammenstoße gekommen war, brachen die Ungarn 
949, wie es scheint, wieder in die bayrischen Kernlande ein. Ein Ort 
Lonva, wohl Laufen bei Salzburg, wird als Schauplatz einer Schlacht 
genannt. Im folgenden Jahre (950) drang Herzog Heinrich — der 
erste deutsche Fürst, der dies wagte — in das Land des Erbfeindes 
selbst ein und schlug ihn zweimal aufs Haupt. 
Unter Herzog Heinrich wurde Bayern vor der großen Ungarn¬ 
schlacht auf dem Lechfelde (955) nochmals heimgesucht. Bei der dama¬ 
ligen Zerfahrenheit in bayrischen Landen dürfte ein ernstlicher Wider¬ 
stand nicht erfolgt sein und sich der Feind mit ungehinderter Plünde¬ 
rung befaßt haben. 
Aus den angeführten Ereignissen sind für uns die Zusammen¬ 
stöße von 913 und 949 besonders zu berücksichtigen und ist es durch¬ 
aus nicht ausgeschlossen, daß eine dieser beiden Schlachten bei uns in 
der Überlieferung noch fortlebt. Denn die Ortsangaben der Chronisten 
dieser Zeit sind, wie schon früher erwähnt, so unbestimmt, daß es 
schwer ist, den von ihnen bezeichneten Ort näher festzustellen. Für die 
erste Schlacht spricht die Nähe des Inn, für die zweite eine Schlacht, 
die wahrscheinlich auch in der Nähe stattfand, bei der aber Heinrich 
selbst Führer war — wobei zu bemerken ist, daß Louva durchaus nicht 
mit Laufen identisch zu sein braucht. 
Wenn wir nun nach Darlegung aller Ereignisse wieder zur eigent¬ 
lichen Frage zurückkehren, so können wir an einer Ungarnschlacht bei 
Burgkirchen festhalten, der auch die Statuen ihre Entstehung uud Wid¬ 
mung verdanken. Es mag ja immerhin Herzog Heinrich im Angesichte 
der beliebten Wallfahrt, wie später sein Bruder Otto vor Augsburg, 
ein Gelöbnis abgelegt haben. Daß zu seinen Lebzeiten die Statuen zur 
Kirche kamen, ist wohl nicht anzunehmen, denn ein derartiges Beispiel 
wird man im Mittelalter vergeblich suchen. Es mögen ja spätere Ge¬ 
schlechter in der Erinnerung an eine befreiende Tat in der engsten 
Heimat den Helden uud seinen Feldherrn durch dieses Denkmal in der 
Kirche geehrt haben. Ob dieses aus Erz war, wie die Überlieferung 
berichtet, ist mit Rücksicht auf die Erzählung Aventins zweifelhaft. Der 
Inschrift selbst mit ihren Fehlern ist nur geringe oder gar keine Be¬ 
deutung beizumessen. 
Diese kurze Darlegung möge ein tausendjähriges Erinnerungs¬ 
blatt sein an die schrecklichen Ungarnzeiten. 
Mattighosen. Max Schlickinger.
	        
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