Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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Schneeflocken. 
Es wirbeln die Flocken im Kreise, 
Vom Winde gar lustig gedreht, 
Und hüllen die Erde ganz leise 
Ins weiche, ins wollige Bett. 
Sie Haschen und spielen, ein Reigen 
Von Kobolden, gleich übers Feld, 
Sie tollen in Lust und in Freuden, 
Bis ein um die andre dann fällt- 
Und streckst du nach einer der Kleinen 
Die Hand, fängst im lustigen Lauf 
Dieselbe, so gibt unter Tränen 
Ihr fröhliches Leben sie auf. 
Dem Menschen im Leben solch Reigen 
Die Sinne wohl gankeln oft vor, 
Er sieht nur um sich lauter Freuden, 
Von Schmerz und von Leid keine Spur. 
Nicht dünken ihm, wie sie da locken, 
Zn sehen sie wert nur allein, 
Er will sie auch haschen die Flocken, 
„Sein Eigen" nur sollten sie fein. 
So hat er davon auch genommen, 
Und ach! — Es ward doch nur Schnee 
In der Hand ihm, das Glück ist zerronnen, 
Was überblieb — ward nur das Weh. 
Ändorf. Leopold Gruber. 
Die Innviertler Bauernhochzeit. 
Sitte unb Brauch bilden einen wertvollen Schatz des Volkes, 
denn in ihnen prägt sich fein Charakter aus. Wer daher das Volks¬ 
leben beobachten will, wird an Sitte unb Brauch nicht vorbeikönnen. 
Den Forscher lohnt aber bafür ber eigenartige Reiz, der von ihnen 
ausströmt. 
Sitte und Brauch umschlingen bie Fest- unb Feiertage, den mensch¬ 
lichen Lebenslauf, die Haus- und Feldwirtschaft, bas Handwerk, die 
Nahrung, die Kleidung, die Wohnung unb die Gerätschaften. 
Die Nachkommen sollen Sitte unb Brauch als ein kostbares An¬ 
denken der Altvordern in Ehren halten, als ein Kleinod hüten unb 
pflegen. In ihnen liegt ein wichtiges Stück deutschen Volkstumes. 
Einen verheißungsvollen Anfang dazu machte die Bevölkerung von 
Taufkirchen an der Pram mit dem zu Pfingsten abgehaltenen Trachten¬ 
feste. Mit Recht wurde hiebei auch eine Innviertler Bauernhochzeit 
dargestellt, die uns Herr Lehrer Holziuger in der Festschrift eingehend
	        
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