Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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sena von Passau her in Schärding eingerückt war, wollte er von der 
Gemeinde Proviant und Geld erpressen. Da die Behörden geflohen 
waren, ließ er Stöger herbeischleppen, um ihm die Forderungen der 
Franzosen an die Stadt zu diktieren. Stöger, den eben die Soldaten 
seiner Kleider beraubt halten, erschien nur in Hose, Hemd und Holzschuhen, 
was den französischen Marschall zur spöttischen Frage reizte, ob das die 
landesübliche Tracht der österreichischen Bürgermeister sei. Der wackere 
Mann aber gab den Hohn mit den Worten zurück: „Das ist die Uni¬ 
form, die uns Ihr Kaiser hat anziehen lassen." Nach diesem Zwischen¬ 
falle sollte Stöger die unerhörten Forderungen an Lebensmitteln und 
Geld niederschreiben. Da es ihm vorkam, als wollte Massena mit dem 
Elende der Schärdinger noch Spott treiben, so konnte er seine Er¬ 
regung nicht mehr bemeistern, sprang auf und wies den Marschall mit 
Worten der Entrüstung auf die Unmöglichkeit hin, solche Ansprüche zu 
befriedigen. Dieser Freimut machte Eindruck auf den-Feldherrn. Er er¬ 
ließ den Schärdingern die Geldforderung von 80.000 fl. und minderte 
die Lebensmittellieferung auf die Hälfte herunter. 
Mögen die Nachkommen ihrer Vorfahren würdig sein. 
Dr. Franz Berger. 
Major Paul Ritter v. Linkenzeller. 
Der Markt Altheim hat drei hervorragende Männer auszuweisen, 
die über das Heimatland hinaus sich einen Namen erworben haben 
und zwar den Brauerssohn Joh. Georg Meindl, der Student von 
Altheim genannt, welcher als Anführer der, Bauern die Festungen 
Burghausen und Braunau einnahm und die Österreicher bei Neuötting 
schlug; zweitens den Major Ritter v. Finkenzeller und den Hofrat 
Dr. Josef Weinlechner, der durch seine Stiftungen zum Wohltäter 
seiner Heimatgemeinde geworden ist. 
Hier soll das Wichtigste aus dem Leben Finkenzellers zusammen¬ 
gestellt werden. 
Paul Finkenzeller wurde am 29. November 1821 in Altheim 
und zwar im Hause Nr. 46 als der Sohn des Bindermeisters Josef 
Finkenzeller geboren. Aus seiner Jugendzeit wissen mx nichts. Er er¬ 
lernte in der väterlichen Werkstätte die Binderei. Als er ausgelernt 
hatte, kam er nach Braunau zum Brauer Hofmann, bei dem er nach 
Bedarf als Binder, Hausknecht uud Kellner tätig war. Am 24. März 
1841 mußte er sich in Mauerkirchen abstellen und wurde auf 14 Jahre 
zum Regimente Großherzog von Baden Nr. 59 assentiert. Schon am 
1. Juni trat er als Rekrut in die 14. Kompanie ein, welche auf der 
Festung in Salzburg untergebracht war. Mit Vergnügen schilderte 
Finkenzeller die Zeit, da er im März 1848 als Abrichter der aus 
80 Mann bestehenden Nationalgarde der Bürger von der Dompfarre 
fungierte; denn er erhielt täglich nach dem Exerzieren, das von 6 bis
	        
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