Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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dauernd aufbewahrt wurde, stellte ich sie auf Wunsch des Vereines für 
Deutsche Volkskunde in Berlin dort aus. 
Auf der Tafel, die ich hier beilege, habe ich, zusammengedrängt 
auf kleinem Raum, nur das Typischeste gezeichnet, um dem Leser nur 
einen Begriff von dem Geschilderten zu geben. Hat irgend jemand Lust, 
meine Arbeiten zu besichtigen, so glaube ich bestimmt, daß sie ihm auf 
Verlangen im Museum gezeigt werden. 
(Fig. 1.) Die obere Hälfte der Tafel ist ausgefüllt mit der Zeich¬ 
nung einer Türfüllung und Umrahmung. Die Tür befindet sich im 
oberen Stockwerk der Stallung des Kastenbergers am Weilhartforst. 
Der ganze Hos ist noch gut erhalten und war für mich eine Fund¬ 
grube der Volkskunst. Man bemerkt am reichen Ornamentschmuck und 
der geschmackvollen Farbengebung die Nähe der alten bayrischen Stadt 
Burghausen a. b. S. Es ist übrigens begreiflich, daß in den früheren 
Zeiten mehr auf Schmuck gehalten wurde, wenn man bedenkt, daß viele 
Talente dem Handwerk verblieben im Gegensatz zu jetzt, wo alles in 
die Akademien und Kunstgewerbeschulen läuft. 
(Fig. 2.) Wandmalerei an einem kleinen Holzhaus in Himmelin- 
dach, iu schwarz unb rot gehalten. 
(Fig. 3.) An Demselben Hause neben obiger Malerei sind alle 
Zimmermannswerkzenge abgebildet. Es ist diese Gepflogenheit sehr häu¬ 
fig bei uns zu finden. 
(Fig. 4 a, b, c, d.) Dachfirstbekrönungen unb Hirnholzverscha¬ 
lungen. Ich habe in meiner Sammlung nahezu 30 Muster. 
(Fig. 5 a unb b.) Häufig sin bet man an ber Wetterseite der 
Häuser eine Schiudelverschaluug, die vielfach Verzierungen aufweist. 
Diese Muster sind ans der Mitte des vorigen Jahrhunderts. 
(Fig. 6 und 7.) Wie wir aus beiden Zeichnungen sehen, legte mau 
großen Wert auf hübsche Balköne ober „Schrot" genannt. Fig. 6 
stammt ans Gebertsham aus ber Mitte bes 18. Jahrhunberts unb 
Fig. 7 aus Wallburgskirchen, Bezirk Pfarrkirchen, Nieberbayern. 
Meist sinb auch diese Zierden der Häuser nicht nur fein profitiert, son¬ 
dern auch bunt bemalt. Die Vorderseite eines Schrots aus „See" bei 
Ach hat sogar figürlichen Schmuck und wurde erst im Jahre 1849 ge¬ 
malt, eine ziemlich seltene Art ber Dekorierung. 
(Fig. 8.) Jahreszahl über einer Türe bes Pockelhuber bei Rans- 
hofen. 
Es ließe sich noch viel über bas Thema sagen, wenn nicht ber nur 
zugemessene Raum verbieten würbe, weiter darauf einzugehen. Wenn 
diese Zeilen dazu dienen, anregend in öeu verschobenen Gegenben zu 
wirke», so ist ber Zweck bieser Arbeit erreicht. 
Hugo v. Pr een.
	        
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