Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

44 
man keinen würdigeren Nachfolger als Herrn Katzenschwanz. Aber kann 
ein Bischof so heißen? Da wurde dem Herrn gestattet, seinen Namen 
ins Griechische zu übersetzen, und er bestieg den fürstbischöflichen Thron 
von Brixen als Bernard II Galura. 
Und so gäbe es noch eine Menge von Beispielen aufzuzählen. 
Wozu hat man denn eigentlich einen Namen? — Damit man sich 
durch ihn von anderen Leuten unterscheide. Nicht wahr? Wenn nun einer 
aber Meier heißt, so unterscheidet er sich vom Maier, Meyer und 
Mayer, vom Meir, Mair, Meyr und Mayr nur dann ein klein 
wenig, wenn er seinen Namen schreibt. Wird aber der Name genannt, 
so weiß man niemals, ob das der Meier Bäcker ist oder der Maier 
Schuster, der Hauptmann Mayer oder der Pfarrer Mair oder — 
oder! Und wie viele Müller gibt es, wie viele Fischer, Bauer, Moser, 
Berger und Weber! Wer so heißt, wird oft und oft schon einem 
Namensvetter begegnet sein, mit dem er nicht im mindesten verwandt 
ist. Sein eigener Urahn war vielleicht ein Müller im Jnnviertel, der 
Urahn seines Namensvetters ein Müller in Mecklenburg oder, weiß 
Gott wo. Wer so heißt, der muß es eben ertragen. Da läßt sich nichts 
oder doch nur sehr schwer etwas umgestalten. Schon durch die Geburt 
erhält der ehelich Geborene den Familiennamen seines Vaters, ob der 
nun Jmmervoll oder Saufaus heißt oder Dickschädel oder Siemaudl, 
und was »och andere schöne Namen auf der Welt sind. 
Außer dem Familiennamen bekommt aber jedes Kind noch einen 
Taufnamen und in der Wahl dieses Namens bist du, lieber Haus¬ 
vater, ziemlich frei, viel freier als du glaubst; denn es steht gar 
nirgends geschrieben, daß jeder Bub entweder Josef oder Johann 
heißen muß. Ich glaube auch, daß noch niemand behauptet hat, Anton 
und Georg wären gar so schöne und seltene Namen. Auch bist du im 
Irrtum, wenn du meinst, man könne ein Mädel nur Anna oder 
Maria taufen, es gäbe keine anderen Namen als Liefe! und Gretel. 
Ja, man ist arm an Namen, doch diese Armut ist eine freiwillige 
Armut. An dieser Armut sind nur Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit 
und Unterschätzung der Wichtigkeit eines Tausnamens schuld. Der 
Sohn soll nicht immer nach dem Vater, die Tochter nicht immer nach 
der Mutter benannt werden. Das ist zwar in vielen Familien üblich, 
aber es ist durchaus nicht zu billigen. Wenn der Urgroßvater, der 
Großvater, Vater, Sohn und Enkel — alle — Johann Müller heißen, 
kann man die fünf Leute voneinander unterscheiden? — Ja man kann 
es, wenn man zum Nomen noch eine Zahl hinzusetzt wie an Fürsten« 
namen (Johann Müller I., Johann Müller II. usw.), oder wenn man 
schreibt Joh. Müller senior, Joh. M. junior oder Joh. M. Vater, 
Joh. M. Sohn. Doch was dann, wenn im nächsten Dorf auch eine 
Familie Müller lebt, die von Geschlecht zu Geschlecht einen Sohn 
Johann nennt? Heillose Verwirrung! — Wäre es da nicht viel ge¬ 
scheiter, dem Sohne gleich einen anderen Namen zu geben? Will man 
die Erinnerung an Vater und Großvater bewahren, so eignet sich doch
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.