Volltext: Kurze Geschichte des Volksschulwesens des Stadtschulbezirkes Linz

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Der ganze Donnerstag war Ferialtag und wir benützten den 
Vormittag desselben zum Federnschneiden, da noch keine Stahlfedern 
^eingeführt waren. 
Viermal des Jahres wurden den Schülern die Schulgeld- ober 
Quartalzettel ausgeteilt (105 Kr.), auf welchen bie Bemerkung staub: 
„Dem Gehilfen nach Belieben/' 
Diese Quartcilgelber, ber Ertrag ber Extrastnnben unb bas Hono¬ 
rar ber Privatstunben, bei täglich einer Stuitbe Unterricht für ben 
Monat 5 fl., waren bie Haupteinnahmen ber Gehilfen. Außer biefen 
erhielten wir vom Herrn Krum jährlich 70 fl. fixen Gehalt. 
Sonntags war in zwei Lehrzimmern von 1—3 Uhr für bie Sehr¬ 
jungen Wieberf)olungsunterricht; um S/4 auf 3 Uhr würbe geschlossen 
unb bie Schüler würben paarweise in bie Kirche zur Christenlehre ge¬ 
führt; bei berfelben mußte immer ein Lehrer anwesenb sein, in welchem 
Geschäfte wir abwechselten; ber Lehrer, ber ohnehin täglich sieben 
Unterrichtsstunben hatte, war vom Sonntagsunterrichte befreit. 
Alle zwei Jahre rrntrbe alterniert; Herr Kmrn behielt aber bie 
oberste Klasse stets für sich. 
Währenb ber Beligionsftunben mußten bie Lehrer in ber Klaffe 
bleiben, um 'bie Disziplin aufrecht zu erhalten; wöchentlich hatten wir 
Lehrer zwei Halbstunben Religioiiswieberholung zu halten. 
Eine Viertelstunbe vor Beginn bes Unterrichtes mußten wir 
täglich in ber Klasse anwesenb sein unb bie Kinber beschäftigen. Es 
war eingeführt, baß jenes Kinb, welches als erstes in ber Klaffe er¬ 
schien, ben Aufseher machte unb bie Schüler, bie nach unb nach 
kamen, lesen ließ. 
Herr Krum hatte eine systematische, monateiveise Verteilung für 
je eine Klasse versaßt, an welche wir uns genau zu hatten hatten. 
An Schultagen war bas ganze Jahr hinburch Schulgottesbienft. 
Die Schüler versammelten sich 1/4 nach 7 Uhr in ber Karmelitenkirrhe 
zu einer stillen Messe. Wir Lehrer waren täglich alle anwesenb. Zur 
Osterzeit beichteten unb kommunizierten wir mit ben Schülern gemein¬ 
schaftlich. Der Verkehr mit den Eltern unserer Schüler und Schülerinnen 
war ganz anders wie jetzt. Wir würben von benfelben wie Haus- 
sreunbe behanbelt, nahmen teil an vielen Familienfesten unb Haus- 
bällen, bie bamals häufig waren, auch würben uns von etlichen an 
Ferialtagen Pferbe unb Wagen zu einer Spazierfahrt angetragen. 
Am Neujahrstage unb beim Namensfeste bes Bischofes gratu¬ 
lierte bie ganze Lehrerschaft unter Führung bes Diözesan-Schulen- 
Oberauffehers." 
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