Volltext: Kurze Geschichte des Volksschulwesens des Stadtschulbezirkes Linz

in einer Schule waren (weil die protestantisch gesinnten Eltern streikten 
und ihre Kinder nicht zu den neu eingesetzten katholischen Lehrern 
schickten), stieg jetzt ihre Zahl schon auf fast je 100." Und weitere 
Jahresberichte von 1605 und 1608 stellen mit besonderer Befriedi¬ 
gung fest: „Zu den Katechesen schickten von jetzt an selbst Protestanten 
ihre Kinder, besonders da die Prozession des heiligsten Sakramentes 
mit deutschen Liedern begleitet wurde, -die nach Zeit und Umständen 
eingerichtet waren; dies geschah an vier Orten und machte die Stim¬ 
mung so günstig, daß später selbst Kinder der Protestanten in die 
Schulen der Patres übergeben wurden“.49 Daß die Bekehrungen als 
erzwungen zum Hauptteil nur Schein war, bewies der Massenabfall 
der Bürger anläßlich des Bauernaufstandes zwanzig Jahre später. 
Übrigens waren, wie die Jesuiten überhaupt, auch die Linzer Patres, 
vor allem bet ©tünber ber Linzer Niederlassung, P. Schertet, sehr 
tüchtige unb praktische Lehret; bas zeigt schon bie Pflege bes beutscheu 
Kircheugefanges, burch ben bie lutherischen Kirchenlieber ausgemerzt 
werben sollten. In bet Iugenbuuterweifung waren bie Jesuiten un- 
ermüblich. P. Schertet verfaßte auch einen Katechismus, ben er zu¬ 
erst in Passau brücken ließ. Dieses Büchlein würbe berühmt unb 
weit verbreitet; es blieb über 100 Jahre in Verwenbung. (Siehe 
Druckwerke.) 
Religionsunterricht würbe bis zur theresiauischen Schulorbnung 
in bet Schule auch von ben Laienlehrern erteilt; bie Geistlichen hielten 
mit ben Kinbern gewöhnlich an Sonntag Nachmittagen in bestimmten 
Kirchen Christenlehren. Der Besuch berselben war für bie Schul- 
jugeitb unb Lehrlinge strenge Pflicht. Gewöhnlich war ein beson- 
berer Priester als „Kinberlehrer" bestimmt. Seitbem bet Paffauer Bischof 
ben Jesuiten im Iahte 1605 das Recht der Predigt unb Katachefe aus- 
brücltlich auch für bie Stabtpfarrkirche bewilligt hatte, scheinen ge¬ 
wöhnlich sie bie Kinberlehren gehalten zu haben. So erhielt aus ber 
Wilbperperstipenbienstiftung von 1643 an ein Pater Putz für „büchl 
unb Paternoster" mehrmals Beträge von 10 fl. bis 15 fl. Nach ben 
Stabckammerrechnungen erhielt 1650 ber Jesuitenpater Martin als 
Kinberlehrer 10 fl. unb 1670 ber Herr P. Karl Pichler zur „Ein- 
kaufung (von) bilb(ern) Rosenkranz unb begleichen für bie teutsche 
schult Jugent" 22 fl. 30 Kr.; am 12. August 1680 erhielt P. Thomas 
24 fl. für Kinberlehrfachen unb 1710 wurden bem P. Jofef Nablet 
zur Kinberprozession am Laurenzitag 12 fl. bewilligt.60 1728 erhielt bie 
Wagfchule von ber Corporis Christi Bruberschuft für bie Prozessionen 
49 Kolb S. 30 u. 31. — 50 Nach bem Fasz. Wildpergerstiftung im st. A.
	        
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