Volltext: Sechzig Jahre Buchdruckerorganisation Oberösterreichs

ja sogar eine Konkordanz schlecht und recht in verschiedenen Längen bis zu einem 
halben Meter lieferte. Vor wenigen Monaten erschien in einem verbreiteten Fach¬ 
blatt ein Artikel, welcher den Gebrauch von Holzstegen bei stehenden Sätzen 
empfahl. Wenn sie noch so gut gearbeitet würden, wäre das ein Rückschritt, an 
welchen nicht zu denken ist. — Diese Stege waren natürlich ungenau geschnitten 
und federten, und wenn eine Form in die Maschine kam, ging sie beim Schließen 
um ein Drittel zusammen. Das erforderte dann bei Quersätzen natürlich ein langes 
Ausgleichen. Ich erinnere mich noch heute mit Genugtuung an den Tag, an dem 
ich nach entsprechender Nachschaffung von Stegen die ganzen Holzstege trotz des 
Protestes einiger alter Herren eigenhändig in den Ofen schob. Auch das Haase- 
System überlebte sich; es drang vor allem anderen deshalb nicht durch, weil die 
deutschen Gießereien den sogenannten Leipziger Kegel angenommen hatten, bei 
dem 18 Konkordanzen 314 mm gegen die Haasesche Länge von 316 mm waren. 
Als nun 1879 Hermann Berthold nach langen Unterhandlungen das Urmaß zur 
Schaffung eines einheitlichen, für die Zukunft maßgebenden Schriftsystems heraus¬ 
gab, traten die alten Systeme zurück. Berthold nahm das Landefcmaß, das Meter, als 
Basis, 1 m = 2660 typographische Punkte, und gab nach diesem Urmaß handliche 
Teilmaße von 30 cm = 133 Nonp. = 798 Punkte an die Schriftgießereien heraus. 
Bei 18 Konkordanzen hat der französische Kegel 325 mm, ist also größer als der 
Leipziger Kegel und der Haasesche Kegel. Leider unterlief auch hier wieder eine 
Differenz in der Letternhöhe. Die Letternhöhe nahm Berthold mit 622/3 metrischen 
Punkten an, während die österreichischen Gießereien in der Normalhöhe etwas 
verschieden waren. Das hatte den Nachteil, daß wieder keine einheitliche Höhe 
zustande kam, wenn sich auch die Bertholdsche Höhe langsam durchsetzte. Der 
Übergang nach dem Haase-System erfolgte langsam; die letzten Reste desselben 
verschwanden bei der Firma Wimmer erst 1889. Heute ist wohl mit wenigen Aus¬ 
nahmen das Berthold-System allgemein durchgeführt. Die neueren Druckereien 
sind ja von vornherein nach demselben eingerichtet. 
In den Maschinenräumen war noch ausschließlich Handbetrieb. Leichte Schnell¬ 
pressen wurden durch einen Mann, größere Schnellpressen vom Formate 63X95 cm 
(größere gab es nicht) von zwei Arbeitern getrieben. Als die ersten Schnellpressen 
nach Linz kamen, wurde die ersten Jahre das Schwungrad, um Beschädigungen zu 
vermeiden, bei Arbeitspausen mit einer Kette an den Ständer angeschlossen. Die 
in Linz stehenden Schnellpressen kamen von der Firma Löser, später Kaiser, und 
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