Volltext: Sechzig Jahre Buchdruckerorganisation Oberösterreichs

1869 war der erste Tarif eingeführt worden. Er ist vom 25. November 1868 datiert 
und wurde von der Gemeindevorstehung am 11. Jänner 1869 zur Kenntnis 
genommen. 
Von 1850 bis 1860 begann die Einführung des Haase-Systems in den Linzer Drucke¬ 
reien, und das System kam relativ bald zur allgemeinen Annahme. Das System der 
Schriftgießerei A. Haase in Prag war vollständig durchgearbeitet. Es hatte als 
Grundlage: 18 Konkordanzen = 316 mm. Als Größenmaß diente das Viertelpetit. 
Die Druckereien waren auch schon vor der Einführung des Haase-Systems, welches 
auch die übrigen österreichischen Schriftgießereien annahmen, nicht systemlos. 
Das System war nur in den einzelnen Druckereien verschieden. Das richtete sich 
nach der Gießerei, welche die erste Einrichtung wenigstens in der Hauptsache 
geliefert hatte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Wien neun 
Druckereien, welche Schriftgießereibetriebe hatten, und nur zwei selbständige 
Gießereien. Jede Druckerei hatte ihren Hauskegel. Man wählte denselben mit 
Vorliebe verschieden von den anderen, um ein Verschleppen des Materials zu 
verhindern. Die Hausgießereien lieferten aber auch an andere Druckereien, daher 
kam die Verschiedenheit der Systeme. Als Größenmuster galt Halbgarmond. Die 
ersten oberösterreichischen Druckereien scheinen die Schriften von der Trattner- 
schen Gießerei in Wien bezogen zu haben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts dürfte 
der Wiener Schriftgießer Martin Klösel besonders bei der Behebung der Brand¬ 
schäden vom Jahre 1800 am meisten geliefert haben, später sein Nachfolger Anton 
von Haykul. Als Eurich 1837 seine Linzer Schriftgießerei errichtete, erhielt er trotz 
der starken Konkurrenz, welche er den anderen Druckereien machte, nahezu die 
ausschließliche Schriftenlieferung an seine Kollegen. Dadurch kam etwas Ordnung 
in die Verhältnisse. Aber auch nach der Einführung des Haase-Systems, um welches 
sich der Schriftgießer Adolf Meyer, der nachmaligen Firma Adolf Meyer und 
Schleicher, sehr verdient gemacht hatte, blieben noch alte Schriften in den Drucke¬ 
reien. Die alten Plakatschriften aus der Eurichschen Gießerei kamen in der 
Druckerei Wimmer erst bei der ersten Kriegsbleilieferung zur Ablieferung. Viel¬ 
fach waren die Quadraten noch altes System. Das führte zur Verwendung von 
Kartenspänen bei Tabellensatz, ja sogar bei ausgefressenem Satz. Die Karten¬ 
späne wurden von der Eurichschen Kartenmalerei bezogen. Es herrschte ein 
Mangel an Bleistegen, welche man nicht für absolut nötig hielt. Man behalf sich 
mit Holzstegen, welche ein beliebiger Tischler in einer Breite von 2 und 3 Cicero, 
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