Volltext: Aus dem geistlichen Geschäftsleben in Oberösterreich im 15. Jahrhundert

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aufladen", die Wohlthat der Rehabilitirung gewähren könne. Der 
emeritirte Schulrector von St. Florian, Magister Stainhehler, meldete 
den bedenklichen Fall und daß der Rittersmann je eher je lieber Priester 
werden möchte, an Paul Wann, Magister der freien Künste, Professor der 
hl. Schrift in Wien und Domprediger in Passau/) mit dem er in 
freundschaftlichem Verkehre stand, nebst dem Ersuchen des Probstes und 
des ganzen Kapitels, den Ueberbringer des Schreibens kam ex parke 
ignorantiae, quam ex parke inhabilitatis vel potius irregularitatis 
einer Prüfung zu unterwerfen, indem bei solchen Leuten — ut apud 
tales. assolet — in Bezug auf Beides die Furcht eine begründete sei. 
Als Probst Bartholomäus von Reichersberg anno 1469 einen Jüng¬ 
ling zur Aufnahme in den Stiftsverband St. Florians empfahl, wurde 
ihm in der artigsten Weise entgegnet, daß hier die alte Sitte herrsche, 
Jünglinge, welche eingekleidet werden wollen, vorher einige Zeit die 
Klosterschule besuchen zu lassen und einer Prüfung zu unterziehen. 
Wenn jener Knabe hierauf tauglich befunden wird, soll er ob intnikam 
vestrae reverendae paternitatis den gewünschten Erfolg haben. 
Seinem Freunde, dem Vorstand der Schule zu St. Stephan in Wien, 
Paul von Stockerau meldet 1470 der obgenannte Stainhehler, man 
könne in Florian rechtschaffene, begabte und gesunde Jünglinge 
brauchen, wenn er dergleichen wisse, so werden sie auf sein Fürwort 
gewiß erhört werden. Im Punkte der Ausbildung war man nicht 
schwierig. Wer lesen, schreiben und singen konnte, das ist, wer etwas 
Latein verstand und etwa Chor und Messe singen konnte — habilis in 
scribendo, cantando et legendo — war genugsam für das Noviziat 
oder den Beginn der theologischen Studien ausgerüstet. So wenig 
nahm man aber damals von den Empfehlungsschreiben Abstand, daß 
man Scolaren, die Jahre lang ihre Studien in Florian gemacht 
und volle Zufriedenheit erlangt hatten, nicht ohne solche vornehme 
Handreichung aufnahm ne korke kaeilikas reeipiendi, ipais dum pro- 
bantur, ad retrocedendum proclivem det occasionem. Stainhehler 
bittet 1475 den Weihbischof Adalbert von Passau, daß er für den 
Akolythen Georg von Melk Empfehlungsschreiben vom Passauer Bischof 
i) Egregio magistro Paulo Wann artium ac sacrae paginae prolessori, 
eximio in ecclesia Pataviensi praedicatori, suo colendissimo.
	        
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