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Der Feldzug von Limanowa-Lapanów
Die 4. KD. mußte vor überlegener feindlicher Infanterie auf die
Höhe nördlich von Rytro ausweichen, während ihr Detachement Obst.
Weisz bei Na Rzece gebunden blieb.
Trote des erfolgreichen Gegenangriffes bei Lapanów waren indes
die Wünsche der russischen Führung nicht restlos in Erfüllung gegangen.
Denn Brussilow hatte dem VIII. Korps befohlen „alle Kräfte anzuspannen,
um noch heute [10. Dezember] die Straße Rzegocina—Limanowa in die
Hand zu bekommen1)". Dies war ihm aber nicht gelungen.
Das k. u. k. AOK. war über die neuerlichen bedeutenden Kräftever¬
schiebungen zur Stützung Dimitriews gut unterrichtet. Eben war inTeschen
auch die Nachricht über die unglücklichen Kämpfe in Serbien eingetroffen.
Dazu kam die Meldung über die auffallend hohen Verluste, die bei einzelnen
Truppenkörpern der Armee Boroevic durch Fahnenflucht während der
Rückzugsgefechte — eine Folge der österreichfeindlichen nationalen Pro¬
paganda — entstanden waren.
Es erscheint daher begreiflich, daß Gdl. Conrad nach dem Rück¬
schläge bei Lapanów den 10. Dezember als einen jener Tage bezeichnete,
die hohe Anforderungen an Geduld und Gleichmut stellten2). Dennoch
hielt er daran fest, diesen Kampf zum „siegreichen Ende zu führen und
ihm daher noch weitere Kräfte zuzuführen", die er mit Rücksicht auf die
Gesamtlage der I.Armee entnahm. Das l.Armeekmdo. erhielt den Be¬
fehl, das aus der Gruppe Tschurtschenthaler (43. und 44. SchD.) gebil¬
dete XVIII. Korps aus der Front zu ziehen und bis 14. zum etwaigen
Ab transporte zur 4. Armee bereitzustellen.
Das 4. Armeekmdo. beabsichtigte am 11. Dezember mit dem Feinde
nur scharfe Fühlung zu halten, ohne sich auf verlustreiche Angriffe ein¬
zulassen und auf dem Südflügel die angebahnte Umfassung durch die
39. HID. sowie das Eingreifen der 3. Armee abzuwarten.
Für den Entschluß des FML. Roth war in erster Linie bestimmend,
daß die Russen über die Stradomka nicht nachdrängten, was auf ein Er¬
lahmen ihrer Angriffskraft deutete. Übrigens stand ihm zur Stützung des
Nordflügels dort noch die 15.ID. zur Verfügung. Dagegen hatten sich
die Vorstöße des Feindes gegen die Gruppe bei Limanowa an Kraft und
Ausdehnung gesteigert, so daß hier ein rascher Gegenzug geboten war.
Da die vom AOK. zugeführten Verstärkungen diesem Räume un¬
mittelbar zuflössen, kam FML. Roth wieder auf seinen ursprünglichen
Plan zurück und gedachte die Entscheidung durch Umfassung des feînd-
1) Nesnamow, III, 21.
2) Conr a d, V, 713.