Ruhepause bei der 6. Armee
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vergeblichem Anlauf flaute dieser Kampf gegen Abend ab. Die Kuliste
blieb aber auch in den nächsten zwei Nächten das Ziel von Anstürmen
der serbischen KombD., ohne daß die schweren Opfer einen Erfolg ein¬
zubringen vermochten.
Das k. u. k. XVI. Korps konnte sich in Ruhe der Ausgestaltung seiner
Stellungen widmen. Auf die Nachricht vom siegreichen Vordringen der
Gruppe GM. Andrian, die an diesem Tage Srebrenica kampflos besetzte,
wurde die 109. LstlBrig. über den Fluß herangezogen, um die 13.GbBrig.
am Südflügel abzulösen, die sich als Korpsreserve „retablieren" sollte.
FZM. Potiorek befahl, die 6. Armee habe ihre eroberten Höhenstel¬
lungen zu behaupten, bis die großen Standesabgänge, die beim XV. Korps
schon zwölf tausend Streiter, beim XVI. Korps an abgeschobenen Ver¬
wundeten und Kranken allein schon dreizehntausend Mann ausmachten,
durch die anrollenden Marschformationen wieder aufgefüllt waren. Der
Befehl zur Kampfpause trug dem Ruhebedürfnis der ermüdeten, auch
unter Verpflegsschwierigkeiten und unter den Unbilden der Witterung
leidenden Truppen Rechnung und leitete ruhigere Tage ein. Nur die 48.ID.
gewann am 28. September auch die Totenschanze auf dem Biljeg zurück1).
Einbruch der Serben und Montenegriner
in Südostbosnien
(23. bis 28. September)
Schon am 23. war der landeskundige GM. Snjaric nach Südbosnien
entsendet worden, um einheitlich die Bekämpfung der immer kecker
auftretenden serbischen und montenegrinischen Banden mit Freiwilligen¬
aufgeboten und Gendarmen zu leiten. Doch wurde beim BOK. der
Einfall der Serben und Montenegriner in Bosnien infolge der schein¬
baren Untätigkeit der feindlichen Hauptkräfte noch immer nur als Un¬
bequemlichkeit empfunden, während tatsächlich der Vormarsch der
serbischen Armeegruppe Uzice bereits im Gasige war und die SumD.II
am 24. etwa die Hälfte des Weges zwischen Rogatica und dem Ende
der Waldbahn hinter sich brachte. Die Montenegriner — ein etwa
brigadestarker Teil des Drina-Detachemexits — hatten am 25. das Ar-
tillerie'feuer gegen das befestigte Lager Kalinovik eröffnet. Nördlich
von ihnen, in Südostbosnien, entfalteten die Serben eine erhöhte Tätig¬
keit. Potiorek hatte schon am 18. September die Absicht gehabt, die
Der Heimat Söhne im Weltkrieg. Der 92er, Mai- und Augustheft 1924.