Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

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Der Herbstfeldzug 1914 gegen Rußland 
Um sich unter diesen erschwerenden Verhältnissen über die nächsten 
Operationen schlüssig zu werden, berief Großfürst Nikolai Nikolajewitsch 
die beiden Heeresfrontkommandanten mit ihren Gehilfen für den 29. No¬ 
vember nach Siedlec. Als Grundlage für die Beratungen diente ein Entwurf 
Danilows. Gleichwie in seinem vor Kriegsbeginn verfaßten Operationsplan 
vertrat der Generalquartiermeister hierin auch jetzt die Ansicht, die Ent¬ 
scheidung durch Fortführung der Offensive auf deutsches Gebiet zu er¬ 
zwingen, sobald nur das Heer wieder seine volle Schlagfertigkeit erlangt 
hätte. Ungesäumt müsse man aber daran gehen, den rechten Flügel der 
später aus dem Weichsellande gegen Schlesien vorrückenden Hauptmasse 
zu sichern. Ostpreußen sei daher durch die 10. Armee von Osten her und 
durch eine mindestens drei Korps starke, neuzubildende Armee von Süden 
her zu erobern, die über Mlawa auf Soldau vorzustoßen hätte. Wenn diese 
Armeen die untere Weichsel erreichten, gewänne man durch eine solche 
Frontverkürzung Kräfte zur Verstärkung der großen Stoßgruppe in Polen. 
Südlich des Stromes hätten Rußki vorerst mit dem rechten Flügel nur bis 
Plock, Iwanow mit seiner Hauptkraft gegen Czenstochau und Krakau vor¬ 
zurücken, wo er auf die Masse des dort versammelten öst.-ung. Heeres 
stoßen würde und in weiterer Folge zur Offensive über Oppeln schreiten 
könnte. Danilow versprach sich hievon den Erfolg, den Gegner von Wien 
abzudrängen. Für die Verteidigung von Galizien sollte nur ein Mindest¬ 
maß an Kräften verwendet werden. 
Bei der Besprechung in Siedlec begegnete dieser Plan jedoch dem 
lebhaften Einspruch der Befehlshaber der Heeresfronten; Iwanow glaubte 
die starke Stellung bei Krakau und nördlich davon nicht überwältigen zu 
können und Rußki stand unter dem Eindrucke der unausgesetzten Schläge, 
die sein Südflügel durch Mackensen empfangen hatte. Nach Baranowiczi 
zurückgekehrt, verfügte hierauf der Großfürst, daß die russischen Linien 
im Weichselbogen in die vorbereiteten hinteren Stellungen zurückzu¬ 
nehmen seien, die dem Gegner den Weg gegen Warschau und Iwangorod 
unmittelbar sperrten. Nach den von derStawka am 3 O.Novembererlassenen 
Anordnungen waren alle Vorbereitungen zu treffen, um in der Nacht 
zum I.Dezember den Rückzug in die Linie Ilów (nordwestlich von So- 
chaczew)—Tomaszów und an die Nida bis zu deren Mündung anzutreten. 
Kam es zum Rückzüge, vor dessen tatsächlicher Durchführung Nikolai 
Nikolajewitsch noch eine weitere Klärung der Lage abwarten wollte, 
so hatte die Nordwestfront starke Reserven bei Warschau aufzustellen, 
um einem Vorstoße der Deutschen über Mlawa zu begegnen, ebenso hatte 
die 10. Armee Kräfte auszusparen, dessenungeachtet aber ihrer bisherigen
	        
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