Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Das Problem des Zweifrontenkrieges 
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entsprechenden Gegenmaßnahmen zu beantworten1). Hierauf depeschierte 
Conrad am 31. Juli um 8hfrüh an Moltke: 
„Auf Grund Allerhöchster Entscheidung ist Entschluß: Krieg gegen 
Serbien durchzuführen, Rest der Armee mobilisieren und in Galicien 
versammeln. Erster Mobilisier ungs tag 4. August. Mobilisierungsbefehl er¬ 
geht heute 31. Juli. Erbitte Bekanntgabe dortseitigen ersten Mobilisie¬ 
rungstages" 2). 
In der Tat unterzeichnete am 31. Juli mittags Kaiser Franz Joseph 
den Befehl zur allgemeinen Mobilisierung der noch nicht aufgerufenen 
Teile der Kriegsmacht zu Land und zur See, wobei aus den schon be¬ 
rührten Gründen der 2. August als erster „Alarmtag" und der 4. als 
erster „Mobilisierungstag'4 bestimmt wurde. Anschließend daran hatte 
der Aufmarsch der jetzt mobilisierten Teile des Heeres in Galizien zu er¬ 
folgen, ohne daß dadurch die weitere Versammlung der Kräfte gegen 
Serbien unterbrochen werde. Auch in Berlin, wo man um die Mittags¬ 
stunde erfahren hatte, daß Rußland am Abend zuvor die Aufrüstung 
seines ganzen Heeres verfügt habe, hielt man jetzt mit seinen Kriegs¬ 
vorbereitungen nicht länger zurück. In der vierten Nachmittagsstunde 
sprach der Deutsche Kaiser den Zustand der „drohenden Kriegsgefahr" 
aus, Tags darauf ließ er mobilmachen, wobei schon der 2. August als 
erster „Mobilisierungstag" zu gelten hatte. 
Nachdem so der Krieg gegen Rußland im Laufe des 31. Juli schon 
fast zur sicheren Tatsache geworden war, verfolgte der Berliner General¬ 
stab nicht ohne ernste Sorge, daß der Bundesgenosse, wie man aus Con¬ 
rads Depesche vom frühen Morgen ersehen konnte, trotzdem noch etwa 
zwei Fünftel der ganzen Heeresmacht auf den zum Nebenkriegsschauplatz 
gewordenen Balkan weiterrollen ließ. Um 5h nachm. wurde Obstlt. Bienerth 
zum Deutschen Kaiser gerufen, der ihm nach einer längeren Auseinander¬ 
setzung über die weltpolitische Lage dringendst nahe legte, Österreich- 
Ungarn möge sich doch ja mit allen verfügbaren Kräften gegen Rußland 
x) Botschafter Gf. Szôgyény an das k. u. k. Ministerium des Äußern, Berlin, 
30. Juli, 7h40 nachm., über eine Unterredung zwischen dem GO. Moltke und dem 
öst.-ung. Militärattache Obstlt. Freih. v. Bienerth. — Österr. Aktenwerk, VIII, 913. — 
Ferner Moltke an Conrad (Telegramm, eingetroffen am 31. Juli, 7h45 vorm. — 
C o n r a d, IV, 152. 
2) Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. Ergänzungen 
und Nachträge (Wien 1919), III, 99; Gooss, 307; Österr. Aktenwerk, VIII, 942; 
hier überall als Mitteilung Berchtolds an Szôgyény wiedergegeben, ebenso bei Con¬ 
rad, IV, 156. Das Original der Depesche liegt nicht mehr vor.
	        
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