Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

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Der Sommerfeldzug 1914 gegen Rußland 
schon als Vorhut für den Marsch gegen Berlin gedacht waren. Die Be¬ 
drohung Lublins durch Dankl äußerte aber selbst dann noch, als die An¬ 
griff skraft der durch die langen, schweren Kämpfe geschwächten 1. Armee 
schon zu erlahmen begann, eine tiefgehende Wirkung auf die russische 
Führung, die sich schon mit dem Gedanken trug, die Lubliner Korps 
gegen Brest-Litowsk zurückzunehmen. Die öst.-ung. Heeresleitung war also 
knapp daran, in vollem Ausmaße das Ziel zu erreichen, das sie dem links 
stark gehaltenen Nordstoß bei voller Auswirkung zugedacht hatte (S.256f). 
Wenn es schließlich anders kam, so mag die Ursache weit eher als in den 
Offensivplärien an sich darin zu suchen sein, daß sich der Generalstab 
durch die Ereignisse in Ostgalizien veranlaßt gesehen hatte, von seinen 
ursprünglichen Absichten in wichtigen Belangen selbst abzugehen. 
Das Problem des Flankenschutzes gegen Osten 
Der Aufmarsch starker russischer Kräfte gegenüber der Ostgrenze 
Galiziens konnte für die öst.-ung. Heeresleitung keine Überraschung sein. 
Der Generalstab hatte schon im Frieden errechnet, daß Rußland an der 
Front Rowno-Proskurow—Kamieniec-Podolski bis zum 20. Mobilisierungs¬ 
tag 17 Infanteriedivisionen, bis zum 30. ihrer 28 zusammenzuziehen ver¬ 
mochte. In Wirklichkeit waren es 22^2 Infanterie- und 9 Kavalleriedivi¬ 
sionen. Die Meldungen, die der k. u. k. Heeresleitung in den ersten Kriegs¬ 
wochen zukamen, bestätigten diese Berechnungen im großen. Besonders 
hervorzuheben ist ein Telegramm, das der k. u. k. Generalkonsul Götz 
am 14. August aus Jassy sandte1), und aus dem die Zusammensetzung der 
beiden russischen Ostarmeen bis auf ein Armeekorps völlig zutreffend 
entnommen werden konnte. Wenn das Hauptquartier dann plötzlich um 
den 21. herum einigen Zufallsmeldungen über das Fehlen stärkerer russi¬ 
scher Kräfte gegenüber Ostgalizien mehr Glauben beimaß als den früheren, 
die Friedensberechnungen bestätigenden Nachrichten, so erklärt sich dies 
wohl daraus, daß der Wille, den größten Teil des Heeres zwischen Bug 
und Weichsel anzusetzen, unbekümmert auch um Warnungen aus der 
eigenen Mitte2), jedes andere Bedenken allzu stark zurücktreten ließ. 
In der Tat hält dia Art, wie im Einleitungsfeldzug gegen Rußland 
auf öst.-ung. Seite das Problem des Flankenschutzes gegen Osten gelöst 
1) Eingelangt in Wien am 15. um 4h früh. Conrad, IV, 394. 
2) Als Warner trat vor allem der der Operationsabteilung des AOK. zugeteilte 
Obst. Graf Szeptycki auf, der als Militârattaché den russisch-japanischen Krieg mit¬ 
gemacht hatte.
	        
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