Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Der Grundgedanke des öst.-ung. Angriffsplanes 
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über ins Treffen zu führen, daß man die Initiative vom ersten Augenblick 
an dem Feinde überlassen hätte, weiter, daß zu Kriegsbeginn die Absicht 
Rußlands, sich mit den Hauptkräften zunächst auf Österreich-Ungarn zu 
stürzen, für die Mittelmächte keineswegs feststand, und daß Deutschland 
selbst das größte Gewicht auf die Sicherung seines Rückens durch eine 
öst.-ung. Offensive gegen das Zarenheer legte1). Aber auch der empfind¬ 
lichste Nachteil des stark ausgesetzten Aufmarschraumes, der ungünstige 
Verlauf der Hauptverbindungen, die von Westen her schräg hinter den 
linken Flügel führten, ließ das Verharren in einer Abwehrstellung am 
San und am Dniester nicht unbedenklich erscheinen, selbst wenn man sich 
hinter dem linken Flügel durch tief gestaffelte, zum Gegenstoß bereite 
Reserven gesichert hätte2). FML. Metzger hat alle Gründe, die für den 
Angriff im allgemeinen und für den Nordstoß mit starkem linkem Flügel 
sprachen, in die Sätze zusammengefaßt: „Mit der Möglichkeit, daß die 
feindliche Übermacht einen Rückzug erzwingen könnte, war immerhin zu 
rechnen; was aber in diesem Falle unbedingt verhindert werden mußte, 
war das Abdrängen des Nordheeres über die östlichen Karpathen nach 
dem östlichen Ungarn. Das hätte den Russen den Weg ins Herz der 
Mittelmächte freigegeben, die öst.-ung. Armeen aber von allen Hilfsquellen 
des Vaterlandes abgetrennt und das Schicksal des Reiches besiegelt. Ein 
Vorgehen über die Ostgrenze Galiziens, etwa über Brody und südlich 
davon —bei defensivem Verhalten gegen den von Lublin'und Cholm vor¬ 
rückenden Feind — mußte wohl als ausgeschlossen gelten; es hätte die 
eben geschilderten Gefahren in einem Maße gesteigert, das bei dem un¬ 
günstigen Kräfteverhältnis ganz unstatthaft war.. .3)." Es läßt sich auch 
kaum behaupten, daß die wirklichen Ereignisse die Unrichtigkeit des ur¬ 
sprünglichen Conradschen Angriffsplanes erwiesen hätten. Die Offensive 
vom linken Flügel aus zeitigte gleich zu Anbeginn bedeutsame Erfolge. 
Der Sieg Dankls bei Krasnik nötigte Iwanow, die noch völlig unfertige 
5. Russenarmee der k. u. k. 1. in die Flanke zu senden, womit sie ihrerseits 
Auffenberg den offenen Südflügel hinhielt, und zwang den Großfürsten 
zum Einsatz eines Teiles der um Warschau aufmarschierenden Korps, die 
*■) Vgl. auch Freytag-Loringhoven, Menschen und Dinge, 221, wo es 
u. a. heißt : „Conrad hat mir später gestanden, daß er nur schweren Herzens den Befehl 
zum (auf Wunsch Deutschlands verfrühten) Vormarsch erteilt habe." 
2) Diese Lösung verficht Groener, Das Testament des Grafen Schlieffen 
(Berlin 1927), 113. Allerdings fügt er bei, Conrads Plan sei „gescheitert weniger an 
seiner inneren Schwäche als an der Ausführung". 
3) S c h w a r t e, V, 25. Vgl. auch C o n r a d, IV, 712ff.
	        
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