„Minimalgruppe" und Kriegsfall B
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Truppen der „Minimalgruppe" galt. Mochten daher Teile der „B-
Staffel" zur Verstärkung der „Minimalgruppe" für Bosnien bestimmt
sein, andere Teile — Banater Gruppe genannt — auch an der Donau ab¬
wärts von Belgrad zusammengezogen werden — die Hauptmasse jener
Staffel war nach den Erwägungen des k. u. k. Generalstabes ganz von
selbst nach Syrmien, an die untere Save gewiesen. Aus solcher Gruppie¬
rung konnte sie, wenn es Rußlands Haltung gebot, leicht „Kehrt-Euch"
zur Fahrt nach Norden machen, ohne daß dadurch das Gerüst der Ab¬
wehr, das die „Minimalgruppe" so oder so bildete, ins Wanken kam.
Durch diese Gewichtsverteilung im Aufmarsch, die es der Heeres¬
leitung ermöglichen sollte, sich im Südosten während der Aufmarsch¬
bewegung jeden Augenblick für die reine Verteidigung zu entscheiden
und dadurch die „B-Staffel" wieder freizumachen, war auch der An¬
griffsplan in mehrfacher Hinsicht vorgezeichnet. Das Ziel des Angriffes
konnte fürs erste nicht das Moravatal, sondern nur Nordwestserbien
sein. Die Aufgabe, diesen Angriff durchzuführen, fiel zu Beginn der an
der unteren Drina aufmarschierenden 5. Armee und dem westlich von
Sabac stehenden rechten Flügel der 2. Armee zu. Gelang dieser Auftakt,
dann war auch dem linken Flügel der 2. Armee der Weg über die breite
Strombarriere der untersten Save aufgeriegelt und es konnte überdies
die Banater Gruppe nach Syrmien herübergezogen werden, die bis dahin
die Aufgabe hatte, die Serben einen österreichisch-ungarischen Vorstoß
ins Moravatal erwarten zu lassen. Von der ursprünglich im Südosten
Bosniens aufmarschierenden 6. Armee sollten möglichst starke Teile zur
Entscheidung gegen Serbien herangezogen werden, während schwächere
Kräfte, gestützt auf die Festungen, gegenüber den Montenegrinern zu¬
nächst in der Verteidigung zu verharren hatten. Allerdings konnte in¬
folge der geringen Auf mar Sehkraft der bosnischen Bahnen die 6. Armee
erst eine Woche nach der 5. Armee wirksam werden, aus welchem Grunde
auch das Ausmaß ihrer Mitwirkung am Einleitungsfeldzug gegen Serbien
nicht im voraus festgesetzt war.
Der Vorstoß nach Nordwestserbien hatte in erster Linie das Kolu-
baratal und die durch dieses führende Bahn zu gewinnen. Man nahm die
westöstliche Angriffsrichtung bewußt in Kauf, obgleich sie von den
wenigen, dürftigen Verkehrsadern Nordwestserbiens senkrecht durch¬
schnitten wurde, denn man mußte stets mit dem Abziehen der „B-Staffel"
rechnen. Trat diese Notwendigkeit ein, dann blieben die beiden anderen
Armeen der „Minimalgruppe" doch in einer Lage zurück, in der sie das
besonders bedrohte Bosnien unmittelbar, Syrmien und Ungarn aber zurNot