Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Nochmals der Stoß auf Siedlec 
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russischen 2. Armee gegen den Narew zurückwarf, ließ ihn wieder auf 
den Wunsch zurückkommen, das deutsche Ostheer im Vordringen auf 
Siedlec zu sehen. Dazu trat aber unter dem Eindruck der aus dem 
Westen kommenden glänzenden Nachrichten das wohl auch durch die Fahrt 
zweier deutscher Korps aus Belgien nach Ostpreußen geweckte Begehren 
nach unmittelbarer Unterstützung durch Streitkräfte des Bundesgenossen. 
Erzherzog Friedrich depeschierte am 2. September in diesem doppelten 
Sinne an den Deutschen Kaiser: 
„Soll das große, gemeinsame Ziel der Niederringung Rußlands erreicht werden, 
so erachte ich eine energische, mit starken Kräften geführte deutsche Offensive auf 
Siedice für ausschlaggebend, aber auch dringend. Abgesehen davon scheint mir nach den 
glänzenden und entscheidenden Erfolgen in Frankreich auch der Moment gekommen, 
in welchem die unter dieser Voraussetzung zugesagte, machtvolle direkte Unterstützung 
der öst.-ung. Operationen durch deutsche Truppen einzutreten vermöchte *■)." 
Kaiser Wilhelm sagte ungehalten zu FML. Stürgkh: „Unsere kleine 
Armee in Ostpreußen hat zwölf feindliche Korps auf sich gezogen und 
teils vernichtet, teils geschlagen, mithin die österreichische Offensive 
wesentlich erleichtert und ganz im Sinne der bestehenden Vereinbarungen 
gehandelt. Mehr als sie geleistet hat, kann man von ihr nicht verlangen." 
Moltke übernahm es, am 4. September das Ansuchen des k. u. k. Armee¬ 
oberkommandanten zu beantworten. Was den Westen anbelangt, so seien 
dort wohl bedeutende Erfolge errungen worden, die Vernichtung eines 
größeren Heeresteiles sei aber nicht gelungen. „Für die nächste Zeit 
dürfen wir an eine Schwächung unseres Westheeres nicht denken." Im 
Osten müsse zuerst Rennenkampf erledigt werden. „Die Durchführung 
wird sobald als möglich erfolgen. Es wird dann, nach Abzug der in Ost¬ 
preußen unumgänglich nötigen Grenzsicherungen, eine deutsche Armee 
von vier bis fünf Armeekorps und zwei Kavalleriedivisionen zum Vor¬ 
marsch auf Siedlec antreten2).46 
Am 7. September, einen Tag nach dem Einlangen dieser Depesche, 
grollte Conrad in einem Briefe an Hptm. Fleischmann : „Stünden starke 
Kräfte jetzt bei Siedice, so wäre der Feldzug in Polen zu unseren und 
Deutschlands Gunsten entschieden3)." Auch gegenüber GLt. Freytag- 
Loringhoven hielt der k. u. k. Chef des Generalstabes mit seiner Ent¬ 
*) Conrad, IV, 625 ; tags zuvor bat Conrad den GO. Moltke „zur entscheidenden 
Wendung der Lage dringend um Instradierung frischer deutscher Kräfte, wenn mög¬ 
lich, mindestens zweier Korps, Richtung Przemysl". 
2) Stürgkh, Hauptquartier, 40. — Conrad, IV, 656. 
8) Conrad, IV, 670. 
I 2. Aufl. 18
	        
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