Die Aufmarschvarianten
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ständen gegen Rußland bestimmt und sollte grundsätzlich von Haus aus
nach Galizien geführt werden. Festzuhalten ist, daß diese erste große
Heeresmasse die in den galizischen Aufmarschraum gehenden Eisenbahnen
bis zum 18. Mobilisierungstage *■) voll in Anspruch nahm.
Die zweite Heeresmasse, die der Mobilisierungsplan vorsah, bestand,
als „Minimalgruppe Balkan" zusammengefaßt, aus Heereskörpern in der
Stärke von 8 Infanteriedivisionen und 7 Landsturminfanterie- und Marsch¬
brigaden2). Sie hatte auf alle Fälle gegenüber den südslawischen König¬
reichen aufzumarschieren und war so bemessen, daß sie diese mit einiger
Verläßlichkeit in Schach halten konnte.
Eine dritte Heeresmasse, die „B-Staffel", umfaßte alle übrigen
Heereskörper. Sie hatte, wenn in einem Balkankonflikt Rußland ruhig
blieb, verstärkt durch zwei Kavalleriedivisionen der „A-Staffel", gleich¬
zeitig mit der „Minimalgruppe Balkan" an die Grenzen Serbiens zu rollen
und so dieser solche Verstärkungen zuzuführen, daß der Feind entschei¬
dend aufs Haupt geschlagen werden konnte. Trat das Zarenreich hin¬
gegen sofort auf den Plan, so war die „B-Staffel" grundsätzlich für Ga¬
lizien bestimmt. Nur konnte sie in diesem Falle mit der Masse erst
nach dem 18. Mobilisierungstage auf die Bahn gesetzt werden, da vorher
das Netz dem Transport der „A-Staffel" zu dienen hatte. Die der
„B-Staffel" zugedachte Stärke belief sich auf 12 Infanteriedivisionen,
1 Kavalleriedivision und 6 Landsturminfanterie- und Marschbrigaden3).
Neben den drei Aufmarschstaffeln war noch eine kleine, aus der
10. ID. und der 95. LstlBrig. bestehende „Reserve des AOK." vorge¬
sehen, die im Kriegsfall B in ihren böhmischen Garnisonen stehen zu
bleiben, im Kriegsfall R aber mit der „B-Staffel" nach Galizien zu
rollen hatte.
Aus diesen Aufstellungen ergibt sich, daß für den Kriegsfall B —
bei alleinigem Auftreten Serbiens und Montenegros gegen die Mon-
divisionen mit Ausnahme der 10. KD. und schließlich die in den betreffenden Korps¬
bezirken bodenständigen Landsturm- und Marschformationen.
1) Der Mobilisierungsbefehl hatte jeweils ein bestimmtes Datum als „ersten
Mobilisierungstag" festzusetzen, auf dem das ganze Mobilisierungsprogramm auf¬
gebaut war.
2) Sarajevoer XV. und Ragusaer XVI. Korps (BHD.), Agramer XIII. Korps mit
42. HID. („Domobranzen") und 13. MaBrig., 20. HID., k. k. 36., k. u. 104., 107. und
109. LstlBrig., 4 Honvédmarschregimenter (für die zwei HID.), schließlich die Be¬
satzungen der Festung Peterwardein und der festen Plätze in BHD.
3) Zusammensetzung der „B-Staffel": IV., VII., Vili., IX. Korps, 21. und
26. SchD., 23. und 40. HID., 10. KD., k. k. 95. und k. u. 102. LstlBrig. nebst den zu-