Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Ergebnisse des Sieges bei Krasnik 
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greifenden Entschlußänderungen zum Ausdruck kam, mit denen die 
Stawka schon am zweiten Schlachttage ihre Folgerungen zu ziehen be¬ 
gonnen hatte. Sie war zunächst genötigt gewesen, die 5. Armee zum 
Einschwenken gegen Westen zu befehlen, womit der k. u. k. 4. Armee die 
willkommene Gelegenheit zum Flankenangriff und zu einem eindrucks¬ 
vollen Schlachtenerfolg geboten werden sollte. Womöglich noch schwerer 
fiel ins Gewicht, daß durch Krasnik die Auflösung jener gewaltigen 
Masse eingeleitet worden war, die der Großfürst-Generalissimus um 
Warschau zum Vorstoß gegen Deutschland zu sammeln begonnen hatte. 
Noch am 23. war er, wohl auf den Hilferuf der bedrängten Franzosen 
hin, fest entschlossen, die Versammlung der 10. Armee nicht abzuwarten, 
sondern die 9. ehestens nach Deutschland aufbrechen zu lassen, wobei 
das nach Iwangorod rollende III. kauk. Korps über Kielce zu folgen 
gehabt hätte1). Bereits 48 Stunden später sah er sich gezwungen, das 
Spitzenkorps der 9. Armee, das XVIII., gegen den rechten Flügel der von 
Dankl in der empfindlichsten Richtung hart bedrängten 4. Armee ab¬ 
zudrehen. Damit war der Plan eines ungesäumten Vormarsches der 
Warschauer Gruppe gegen Deutschland mehr oder minder zurückgestellt. 
Beinahe hätte Krasnik in der Ausstrahlung seiner Wirkung selbst den 
in Ostgalizien kämpfenden k. u. k. Streitkräften Entlastung gebracht; denn 
die Russen erwogen in der Bedrängnis sogar, das XXIV. Korps vom 
äußersten linken auf den äußersten rechten Flügel zu verschieben und 
ebenso das rechte Flügelkorps der 3. Armee der 5. zu überweisen. Diese 
Maßnahmen blieben jedoch unausgeführt. 
An Stelle des Gen. Salza wurde am 25. August der Gen. Ewert an die 
Spitze der 4. Armee gerufen. Man warf Salza vor, das große Waldgebiet 
am Tanew mangelhaft aufgeklärt, für die Verbindung der einzelnen Be¬ 
fehlseinheiten und für die Anlehnung an die Weichsel schlecht vor gesorgt 
und dadurch die Niederlage verschuldet zu haben. In Wirklichkeit ist 
der Mißerfolg doch vor allem dadurch verursacht worden, daß die nach 
Westen weit vorgestreckte 4. Armee am spätesten operationsbereit werden 
konnte, aber in dem Bestreben, die Einkreisung des öst.-ung. Heeres mög¬ 
lichst rasch und zielsicher einzuleiten, unfertig, wie sie war, zum Angriff 
vorgetrieben worden ist. Die Gefahr einer solchen Einschnürung hatte 
der Sieg bei Krasnik nunmehr bis auf weiteres gebannt, ganz abgesehen 
von der mächtigen Stärkung des Selbstbewußtseins, das hiedurch den 
gesamten öst.-ung. Truppen dieses Kampfgebietes offensichtlich erwuchs. 
i) 2 i c h o w i t s c h, 50. — P a 1 é o 1 o g u e, La Russie des tsars (Paris 1921), I, 98fï.
	        
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