Triumph des Angriffsgedankens
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Frontwechsel gegen Rußland vollziehen und daß bis dorthin außer der
5. auch noch die 2. Armee an dem Kampf auf dem Balkan mitwirken
werde. Diese Vorstellung war aber durch den Eintritt des Kriegsfalles
Rußland längst überholt. Dennoch schienen die Aussichten, die der
Plan Potioreks im Hinblick auf die Möglichkeit eines Erfolges längs
der Linie Sarajevo—Uzice bot, dem grundsätzlich auf den Angriffs¬
gedanken eingestellten AOK. aus politischen Gründen genug verlockend
zu sein, um es zur Zustimmung zu veranlassen. So wurde noch am
selben Tage ein im folgenden auszugsweise wiedergegebener Befehl end¬
gültig abgefaßt und vom Armeeoberkommandanten Gdl. Erzherzog
Friedrich gutgeheißen:
„Der Eintritt der Monarchie mit Deutschland in den Krieg gegen Rußland und
Frankreich erfordert den Abtransport der 2. Armee auf den nordöstlichen Kriegs¬
schauplatz. Unter dem Befehl des 6. Armeekmdos. bleiben permanent auf dem Balkan¬
kriegsschauplatz : 6. Armee mit 40. HID., 5. Armee (XIII. und VIII. Korps). In deren
Verband treten überdies in Syrmien halbe 7. ID., I. und III. Bataillon FsAR Nr. 6,
Sicherheitsbesatzung Peterwardein, Donauflottille, technische Truppen, im Banat
107. LstlBrig. Mindestaufgabe der Balkanstreitkräfte ist, Einbrüche in das Gebiet der
Monarchie abzuwehren. Ob Vorstoß der 5. Armee über untere Drina nach erlangter
Operationsbereitschaft, das ist 12. August, durchgeführt wird oder Teile der 5. Armee
westlich der Drina verwendet werden, um den feindlichen Vorstoß gegen Sarajevo
sogleich in der Flanke zu fassen, bleibt dem Ermessen des 6. Armeekmdos. überlassen.
Erfolgreicher Schlag gegen den serbischen Vorstoß wäre von größter Bedeutung. Ab¬
transport 2. Armee gegen Rußland beginnt voraussichtlich 18. August. Bis dahin kann
lokal beschränkte Mitwirkung der 2. Armee beim AOK. beantragt werden. Save-Donau-
Überschiffung ist für die 2. Armee nicht geplant. Möglichkeit vorhanden, daß Bul¬
garien gegen Serbien eingreift..
Die Kriegsvorbereitungen der beiden serbischen
Königreiche
Serbiens Kriegsrüstung
Der Oberbefehlshaber der Serben, Thronfolger-Prinzregent Alexan¬
der, und sein Chef des Generalstabes, Woiwode Putnik, hatten bei der
Bereitstellung der Streitkräfte keine Ursache, von dem schon 1908 fest¬
gesetzten Kriegsplane abzugehen, der bis zur Klärung der politischen
und militärischen Lage verteidigungsweises Verhalten vorschrieb. Ser¬
bien verfügte über 6 Infanteriedivisionen I.Aufgebotes zu je 16 Batail¬
lonen (16 MG.), 3 Schwadronen (4 MG.), 9 Batterien (36 Geschütze),
1 Pionierhalbbataillon, 1 Brückentrain und 1 Telegraphenabteilung;
1 Kavalleriedivision mit 16 Schwadronen (16 MG.) und 2 Batterien
I 2. Aufl.
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