Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Die ersten Grenfcgefechte 
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Deutschland abgeschlossen und die allgemeine Mobilisierung verfügt1). 
Man durfte hoffen, Griechenland durch die Türkei zu binden. 
Angesichts der von Tag zu Tag ungünstiger werdenden allgemeinen 
politischen Lage der Mittelmächte bedurfte es aber wohl eines anspor¬ 
nenden ersten Erfolges gegen Serbien, um die Bulgaren mitzureißen und 
die Bedenken zu überwinden, die in Sofia noch immer wegen Rumäniens 
vorwalteten. Um der befristeten Note an Serbien das Überraschungs¬ 
moment zu sichern, hatte man jede militärische Vorbereitung zur Be¬ 
setzung Belgrads sofort nach der Kriegserklärung unterlassen2). Der Be¬ 
sitz der Hauptstadt wäre ein wertvolles Faustpfand für allfällige Ver¬ 
handlungen mit den anderen Mächten gewesen. Nunmehr verzehrte man 
sich am Ballhausplatz in Ungeduld nach einem Waffenerfolg, der infolge 
der durchwegs minderen Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen in Süd¬ 
ungarn und Bosnien selbstverständlich auf sich warten lassen mußte. 
In politischer Hinsicht fiel überdies noch eine andere Erwägung ins 
Gewicht. Eine größere Schlappe gegen das kleine Serbien war zweifel¬ 
los viel verhängnisvoller als ein Mißerfolg gegen das übermächtige 
Zarenreich; sie untergrub das Ansehen Österreich-Ungarns in den Augen 
aller Welt, insbesondere aber auf dem Balkan, wo man eines Erfolges 
zur Werbung von Bundesgenossen so sehr bedurfte. 
All dies beeinflußte die Entschlüsse Conrads. Hatte er im Geiste 
vorübergehend schon auf jede Offensive gegen Serbien verzichtet, so 
gedachte er nun doch in der Sorge ob eines etwaigen, Bulgarien und 
andere Balkanstaaten abschreckenden Mißerfolges an Stelle der nach 
Norden abgehenden Streitkräfte das IV. Korps an der Save zu belassen. 
Unterdessen waren an den Grenzen längst die ersten Schüsse ge¬ 
fallen. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juli hatte serbische Infanterie 
in Belgrad einen stromaufwärts fahrenden Schleppschiffzug beschossen. 
Als Artillerie aus Semlin und die Donauflottille antworteten, sprengten 
die Serben ungesäumt ein Feld der großen Eisenbahnbrücke. Vom 29. 
an bekämpften Donauflottille und Landgeschütz Befestigungsarbeiten und 
militärische Anlagen im Bereiche der serbischen Hauptstadt. Am viel¬ 
verzweigten Unterlauf der Drina kam es zu Scharmützeln. Bei Rogacica 
und Bajinabasta über die Drina vorgebrochene Banden wurden verjagt. 
Bedeutsamer als diese verhältnismäßig untergeordneten Kampf¬ 
handlungen waren für die weitere Entwicklung die Vorstöße, die von 
!) Deutsche Dokumente, III, 167. 
2) Kisfcling, Die praktische Undurchführbarkeit eines Handstreiches auf Bel¬ 
grad (Die Kriegsschuldfrage, Jhrg. 1927, 3. Heft).
	        
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