Volltext: Herzog Friedrichs Flucht von Constanz nach Tirol

12 
Bregenz, Elisabeth, vermählt. Der Schwiegervater hatte von König Sig 
mund erwirkt, dass er seine halbe Herrschaft Bregenz derselben trotz 
männlicher Seitenverwandter vermachen dürfe. 21 ) So konnte der Nellen- 
burger hoffen, einmal ein schönes Gebiet ob dem Bodensee zu beherrschen. 
Allein die genannten Ort- und Landschaften scheinen der Anordnung des 
Königs nicht willfährig nachgekommen zu sein; der beständige willkürliche 
Wechsel ihrer Obrigkeiten mochte ihnen nicht behagen; zudem dürften 
sie damals bereits eine andere Lösung der Frage, und zwar von Tirol her 
erwartet haben. Sigmund musste zu Gunsten des Nellenburgers wieder 
holte Befehle erlassen, um ihnen denselben als Landvogt aufzudrängen. 
So ergieng ein solcher am 18. Juni an Feldkirch, Fussach, Höchst, Dorn 
birn, Bankweil, den vordem Walgau, die Walser der Herrschaft Feldkirch, 
an Rheineck, Altstätten, den Bregenzerwald, Langenegg und das Rhein - 
thal, womit er ihnen auseinandersetzte, es werde ihnen bekannt sein, dass 
Herzog Friedrich ihm nach der betreffenden Richtung, „seinen Leib, seine 
Lande, Leute, Städte, Schlösser und alles, was sie enthielten, ohne Aus 
nahme in seine Gnade gegeben, und dass er damit thun könne, was er 
wolle. 11 Er habe dem Grafen Eberhard von Nellenburg um seiner Red 
lichkeit und Treue willen volle Macht gegeben, Eide und Huldigung im 
Namen des Reiches entgegenzunehmen und ihn zu ihrem Landvogt ge 
macht. Daher gebiete er ihnen allen, demselben zu huldigen und zu 
schwören, ihn als Landvogt aufzunehmen und ihm bis auf Widerruf ohne 
Widerspruch zu gehorchen. 22 ) Am 22. Juni musste er ein neuerliches 
Mahnschreiben an Feldkirch, Rheineck, Altstätten im Rheinthal und den 
hintern Bregenzerwald richten. Er habe bedacht, dass er den Unterthanen 
seines Reiches nicht überall in eigener Person vorstehen, sondern Leute 
bedürfe, denen er vertrauen könne und die sich redlich bewährt haben, 
dieselben an seiner Stelle zu verwalten, zu beschirmen und bei ihren 
Gnaden, Freiheiten und Rechten zu bewahren. Zu diesen Leuten gehöre 
sein Rath Graf Eberhard von Nellenburg, den er ihnen als Landvogt ge 
geben habe und dem sie bis auf Widerruf gehorchen sollen. 23 ) Was den 
König für den Landvogt gar so sehr einnahm, scheinen die 2000 Gulden 
gewesen zu sein, die er von ihm lieh und wofür er ihn zu belohnen suchte. 
Allein der Graf wollte jedenfalls auch eine Pfandschaft hiefür, und so gieng 
Sigmund noch einen Schritt weiter. Er verschrieb ihm nämlich sogar kraft 
römisch-königlicher Machtvollkommenheit kurze Zeit darauf Burg und Stadt 
Feldkirch, Fussach, Höchst, Dornbirn u. s. w., die er ihm bisher landvogt 
weise verliehen, auf solange, bis demselben die 2000 geliehenen rhein. 
21 ) Yanotti, Gesch. der Grafen von Montfort und Werdenberg, Regesten Nr. 176. 
22 ) Urk. Stadtarchiv Feldkirch, Lade III Nr. 19. 
2S ) Bergmann, Urkunden Nr. 27 ohne Datum, letzteres bei Weizenegger 
III. 176 f. „Samstag vor St. Johann des Täufers Tag.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.