Volltext: Herzog Friedrichs Flucht von Constanz nach Tirol

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Leib und Gut daran wenden, sie zu retten und ihnen zu Hilfe zu kommen; 
sie sollen sieh weder durch Güte noch Drohung oder Härte von ihm ab 
drängen lassen; Arbeit und Mühe, die sie dabei hätten, bringen ihnen 
Lob und Ehre vor der Welt und ein guter Name gehe doch über alle 
Schätze; ihr Verdienst würde ihnen niemehr vergessen werden. Da Friedrich 
ein eigenes Siegel nicht bei sich hatte, siegelte er mit dem Petschaft des 
Herzogs Ludwig von Baiern-Ingolstadt, der ihm vor allem zur Unter 
werfung gerathen. 14 ) Wie sollte aber der arme Fürst, der sich bedingungs 
los gestellt, noch Widerstand leisten können? That er es, so wurde er 
einfach, aller Macht bar, wie er mitten in Constanz unter seinen Feinden 
sich befand, gefangen gesetzt. So blieb denn, da der König sich nicht 
erweichen liess, nichts übrig als völlige Unterwerfung. Diese geschah denn 
auch am 5. Mai in grosser, glänzender Versammlung auf die denkbar de- 
müthigendste Weise. „Ihr wisst, wie angesehen die Herzoge von Oesterreich 
sind. Seht was ein König der Deutschen vermag ! 44 rief am Schluss der 
traurigen Scene triumphierend Sigmund den Gesandten der Republik Ve 
nedig zu. In der unerhörten Ergebungsurkunde vom 7. Mai musste Herzog 
Friedrich erklären, dass, nachdem er in des Königs Ungnade gefallen, er 
sich, seinen Leib, Land und Leute, Städte und Schlösser, die er besitze, 
ohne Ausnahme „in seine königliche Gnade gelegt und gesetzt 14 habe; dass 
Sigmund damit thun und lassen könne, was er wolle; auch was dieser in 
allen Angelegenheiten geistlicher und weltlicher Personen gegen ihn ent 
scheide und ausspreche, wolle er ohne Widerspruch annehmen und voll 
ziehen. Namentlich versprach Friedrich, den Papst in acht Tagen nach 
Constanz in des Königs Gewalt einzuliefern, ferner selbst „als Geisel zu 
Constanz 44 solange zu bleiben, bis dies geschehen ist und bis alle Amtleute, 
Bürger und Bewohner seiner Städte, Schlösser, Länder und Thäler in 
Schwaben, Eisass, am Rhein, im Breisgau, in Tirol an der Etsch und im 
Innthal dem König gehuldigt, gelobt und geschworen haben, ihm so lange 
gewärtig und gehorsam zu sein, bis alles Vorgeschriebene gänzlich vollführt 
sei, und so lange dieser Eide und Gelübde nicht ledig zu sein, bis der König 
mündlich oder brieflich sie derselben ledig gesagt hätte. Würde Friedrich 
das Vorgeschriebene auch nur theilweise nicht thun, so sollten alle ge 
nannten Besitzungen dem König gänzlich verfallen und ihm als ihrem 
natürlichen Herrn zum Gehorsam verpflichtet sein. 15 6 ) 
„Auf Gnade 44 also, d. h. rein in das Belieben und in die Willkür 
des deutschen Königs hatte der Herzog von Oesterreich sich selbst und 
i4 ) Orig.-Papierbrief Stadtarchiv Feldkirch, Lade XIII Nr. 10; dieses und andere 
Regesten von daselbst durch Güte des Gymnas. - Professors G. Fischer erhalten. Das 
Schreiben ist vom hl. Kreuztag 1415 datiert, daher der 4. Oct., wie Lichnowsky V 
Nr. 1592 und nach ihm andere haben, und daraus ganz falsche Schlüsse ziehen, unrichtig. 
l6 ) CI. Br an dis, Urk. Nr. 84.
	        
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