Volltext: Herzog Friedrichs Flucht von Constanz nach Tirol

9 
geredet; er wolle nichts glauben und ihn nur freundlich zur Eede stellen 
und vor sich kommen lassen, so erkläre er, dass er nie heimlich oder 
wissentlich etwas wider den König gethan habe, und wenn ein Praelat 
oder eine andere geistliche Person gegen ihn Ansprüche habe, so berufe 
er sich auf das hl. Collegium oder auf vier unargwöhnische Praelaten aus 
den vier Nationen, gegenüber andern aber auf ebensolche Eeichsfürsten, 
sich ihren Eechtsaussprüchen unterwerfend, wenn ihm und den Seinigen 
zur Verantwortung freies Geleite zugesichert werde. Mit diesem Angebote 
sandte Friedrich den Markgrafen Eudolf von Hochberg und Eäthe der 
Städte Strassburg und Basel an den König. Aber schon einige Tage 
später wich er in einem neuerlichen Schreiben vom 18. April, ebenfalls 
von Freiburg aus, um einen grossen Schritt zurück. Wenn Sigmund seinen 
Vorschlag nicht annehme, so wolle er wegen aller Ansprüche weltlicher 
Personen auf „seine Gnade“ und auf die Fürsten des Eeiches, die er zur 
Entscheidung bestimme „kommen“; wegen derjenigen geistlicher aber auf 
je einen oder zwei Praelaten von jeder Nation, die beiden Theilen genehm 
wären. Sollte aber der König, was er ihm doch nicht zutraue, auch all 
dies unannehmbar finden, so bitte er seine Gnaden mit besonderem Fleiss, 
dass er ihm und den Seinigen wenigstens Sicherheit und Geleite gebe, 
um doch vor ihn kommen und bei ihm sein zu können; er getraue sich 
mit ihm in solcher Weise zu reden und so sich gegen ihn zu verhalten 
und zu erbieten, dass er in seiner Huld und Gnade bleibe und alle Sachen 
sich zum Guten wenden würden. Da der Herzog vergessen hatte, seine 
Bevollmächtigten wegen des Papstes näher zu instruieren, liess er ihnen 
am 19. noch die Mittheilung nachgehen, Se. Heiligkeit bleibe bis zum Ende 
des Concils bei ihm, und wolle alles thun, was sie in Constanz beschworen; 
dafür stehe er ein, da auch er nach ganzem Vermögen beitragen werde, 
dass das Concil seine Sache zu Ehren der ganzen Christenheit vollbringen 
könne. Sie möchten dies ja mit dem Uebrigen dem König fleissig Vor 
bringen. 13 ) 
Was wollte Sigmund noch mehr? Durch schlaue Unterhändler 
hatte er den Herzog so weit gebracht. Dieser, abgeschnitten von aller 
Hilfe und selbst in Gefahr gefangen genommen zu werden, verliess sich fast 
nur noch auf die Gnade des Königs, der ihn nun endlich vor sich kommen 
liess. Am 27. April brach Friedrich nach Constanz auf und langte unter 
allgemeiner Spannung am 30. daselbst an. Sofort begann er mit Sigmund 
weiter zu verhandeln. Noch am 3. Mai schrieb Friedrich an seine ge 
treuen Feldkircher, er hoffe, dass seine Sache sich zum Guten wende und 
der Krieg mit Ehren beendet werde; geschehe dies, so wolle er es ihnen 
sofort verkünden; wenn aber, wovor Gott sei, die Angelegenheit nicht so 
geordnet werde, so möchten sie keck und unerschrocken sein, er wolle 
ls ) Urkunden in libris fragm. I fol. 113—115, Statth.-Archiv Innsbruck.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.