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;einen Flußstrecken und „Schwalle" zeugen vielfach von der
natürlichen Beobachtungsgabe der einheimischen oder erinnern
an Begebenheiten. So erzählt uns B. der „Flößerfciedhos",
das ist die Flußenge bei kastenceith, daß hier so mancher brave
Mann sein Leben lassen mußte. klber nicht nur Gpfer eines
harten Berufes hat die Stelle gefordert, hier haben auch frohe
Sonnenkindec, die hinausgezogen waren sich an der herrlichen,
Natur zu freuen, ihre Liebe zu Luft und Wasser mit dem Tode
im kalten Vellengcab bezahlen müssen, haben wir aber diese
Stelle überwunden, so tritt der Fluß in den Bereich der sanfteren
vorbecge, die unsere Winterwanderziele sind, Buch das Wasser
wird nun leichter, die Umgebung verliert den Lrnst, wird an¬
mutiger, liebreizender. Wohl gibt es noch genug Schwalle zu
meistern, aber die Wildheit des Flusses ist gebrochen: Ls ist die
Kraft des gereiften Mannes, die in gesammelter Nuhe allmählich
abklingt. wir durchfahren noch eine herrliche Stelle, die Groß-
raminger Schlucht, und nähern uns bald Losenstein, das mit Necht
die perle des Lnnstales genannt wird. Der friedliche Grt mit seiner
alten Kirche, deren Turmdach uns besonders auffällt, wird von
der trutzigen Burgruine, dem alten Naubritterneste der Losen-
steinec Grafen, beherrscht. So knapp auch unsere Zeit bemessen,
eine kurze Bast gönnen wir uns, sei es in der „kllten Post"
oder der Schloßtaferne, wir werden in beiden gastlichen Stätten,
uralten Baudenkmälern, unseren Lntschluß nicht bereut haben.
Unweit der Nuine, die wir der klussicht wegen rasch besuchen,
ist das Geburtshaus des heimatlichen Dichters klnton Schosser,
und auf dem Sattel, der den Burgfels von der Lehne scheidet,
hat eine Kleine, aber wackere Turnerschar sich ein prachtvolles
Turnerheim geschaffen. Uns aber zieht es wieder zu den grünen
wassern. Lin tiefes Tal zur Nechten, das Trattenbachtal, beher¬
bergt noch Überreste des alten Messerschmiedehandwerks und
das hurtige pochen der kleinen Kämmer hallt uns noch lange
nach. Noch einmal erinnert sich die Lnns ihres bewegten Lebens
und stellt uns im Ternberger Schwall aus eine harte — und
manchmal feuchte — Probe. Dann aber eilen wir aus ruhigerem
Wasser unserer Heimatstadt zu. Bald grüßen uns ihre spitzen
Giebel, das wuchtige Neutor, die gotische Pfarrkirche.
wir sind daheim, der zweite Tag ist beendet, ec war der
Höhepunkt! )a, daheim! wie stolz wir es doch sind, es mit
Bewußtsein sagen zu können!
Mit Steyr beginnt der Unterlauf der Lnns. Lin mächtiger
Fluß, durch den Verein mit der Steyr, ist sie nun geworden und
stark wie die Berge, von denen sie kommt, zieht sie hinaus zum
Nibelungenweg, zur Donau. Aber bis zum letzten Augenblicke,
in dem sie in dem Mutterstrome ausgeht, gemahnt sie uns, daß
sie ein wildes Kind der Berge. Behäbige Dörfer, reiche Bauern¬
höfe säumen ihren weg und knapp vor der Mündung wacht
noch eine alte, schöne Stadt über sie, der sie den Namen gab:
Lnns. Versonnene Auwälder gleiten an uns vorbei, ein Neiher