Volltext: Festführer für das dritte Kreisturnfest des Kreises 3, Oberösterreich - Salzburg in Steyr

Oer Deutsche Turnverein Steyr 
von 1861 bis 1928. 
enn cler Deutsche Turnverein Steyr es auf sich nehmen 
konnte, das größte Turnfest, clas je in Steyr statt- 
gefunclen hat, vorzubereiten und — hoffentlich — 
zu gutem Ende zu führen, so dankt er die Kräfte, 
die ihn dazu befähigen, nicht nur dem Geiste, der 
heute seine Mitglieder beseelt, sondern vor allem jenen, die 
ihn vor nahezu sieben Jahrzehnten begründet, und deren Nach¬ 
fahren, die ihn in steter Entwicklung zur heutigen vlüte geführt 
haben. Seit sieben Jahrzehnten ist das Schicksal des Vereines mit 
dem der Stadt Steyr aus das engste verwoben und es mag 
nicht nur für unsere Turnergäste, sondern auch für unsere Mit¬ 
bewohner und vor allem für unsere lugend wertvoll sein, über 
den Zeitraum von zwei Menschenaltern Rückschau zu halten. 
Nur zu Kur; hatte der Zreiheitstaumel des lahres 1848, das 
auch unfern Turnvater lohn als Mitglied des Zronkfucter Par¬ 
lamentes gesehen hat, gedauert, bald lastete der alte Druck 
der Staatsgewalt, die „Neaktion", auf der Bürgerschaft. Aber 
der von lohn ausgestreute Samen hatte Wurzel geschlagen, 
seine Gedanken, Worte und Taten, sie waren unsterblich und 
überall erstanden begeisterte Apostel, denen der von 7ahn ge¬ 
prägte begriff vom deutschen Volkstum, sein Traum vom einig 
deutschen vaterlande und der weg dazu, die pflege des Tur¬ 
nens, ein Vermächtnis und der Leitgedanke ihres Handelns 
wurde, Auch in Steyr taten sich um die Mitte des Wahres 1860 
einige Männer zusammen und richteten im Garten des Herrn 
Haslinger einen Turnplatz ein, den anfangs nur — so lautet 
der bericht — „ein barren und zwei Necke schmückten", der 
jedoch in kurzer Zeit nach Art der früheren lahnffchen Turn¬ 
plätze, wie sie uns aus alten bildern geläufig sind, mit Kletter¬ 
gerüsten und ollem Zubehör ausgestattet war. Von einem acht 
Klafter hohen Maste wehte eine Windfahne, zu der bald eine 
deutsche Zahne kam. Ein Turnlehrer, Bayer, bildete 20 Schüler 
aus, deren Zahl, vermehrt durch Turner, die schon in andern 
deutschen Städten mit der lahn'schen Kunst vertraut geworden 
waren, stetig wuchs, so daß schon am 30. September 1860 das 
erste Schauturnen unter großem Andrang der beoölkerung ab¬ 
gehalten werden konnte. Die Einnahmen, vermehrt um eine 
namhafte Spende aus dem Erträgnisse einer Veranstaltung des 
damals schon befreundeten Männergesangoereines „Kränzchen", 
wurde zum Ausbaue der „Turnanstalt" verwendeti dies war 
der Name der Vereinigung, die offenbar es noch nicht wagen 
konnte, einen Verein zu bilden. Im Winter 1860/61 wurde in
	        
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