Volltext: Das Herzogthum Salzburg oder der Salzburger Kreis (5. 1839)

i 24 Volkscharakterund Sitten. 
haben das Nähere bey der Feldwirthschaft erfahren und 
werden einen weiteren Beweis bey den W ohlthätigkeits- 
a n stalte n treffen. 
So lieben sie, zufrieden mit ihrem Stande, ihre Berge, 
ihre Thäler und ihr Vaterland, und wenn sie es ja auf einige 
Zeit, wie die Lungau er als Thierschneider re. ver¬ 
lassen, um sich einiges Geld im'fernen Jnnlande re. zu sam¬ 
meln, so eilen sie doch immer mit außerordentlicher Sehn¬ 
sucht ihren Bergen und Alpen, ihren Kindern und Aeltern 
wieder zu, die sie selten ohne Thränen der Wehmuth verlassen; 
selten ohne Thränen der Freude wieder sehen. Uebrigens 
sind die Salzburger an Bildung, an Sitten und Gebräuchen, 
ja sogar an Mundart und Kleidung von einander sehr ver¬ 
schieden. Im Gebirge, besonders im Pinzgau zeichnet sich 
der Bewohner durch Munterkeit, Geselligkeit, durch ein zu¬ 
vorkommendes, einnehmendes Wesen, durch Gastfreyheit, 
durch Lebhaftigkeit des Geistes, und durch natürlichen 'Witz 
aus. Es ist zu bewundern, mit welch' einem unerschöpfli¬ 
chen Witze unter immer neuen Bildern und Wendungen sie 
eineinander zu necken und Stichreden zn geben verstehen. 
Kleine Strophen von zwey oder vier Versen aus dem Steg¬ 
reife gemacht, und beym Tanze abgesungen, und Lieder saty- 
rischen Inhaltes oder andere beym sogenannten Gässelge- 
h e n gelingen ihnen gar nicht übel. Der Bauer des Gebirges 
kleidet sich von der Wolle seiner Heerde. Er bereitet sich den 
sogenannten Loden von hell - oder dunkelgrauer, oder 
schwarzer Farbe. Eine schöne, ehrwürdige Tracht! denn sie 
ist das Werk seiner Hände. 
Indeß hörte man schon in den 90er Jahren in vielen 
Gegenden manchen braven Greis bittere Klage führen über 
die Putzliebe junger Leute; über die Eitelkeit und Gering¬ 
schätzung alter, einfacher Kleidung; über den Hang zur 
Ungebundenheit, ja, hier und da sogar über die Verdrän¬ 
gung alter, deutscher Redlichkeit. 
Durch eine lautere, von Vorurtheilen freye Denkungs¬ 
art zeichnet sich vor allen der Einwohner der Hauptstadt des 
Kreises aus; und dieses kann auch nicht wohl anders seyn. 
Ihm biethet sich ja von allen Seiten Gelegenheit dar, seinen 
Kopf und sein Herz zu bilden; ihm fehlt weder Unterricht, 
noch Beyspiel; indeß ist der Bewohner um die Hauptstadt 
etwas zurückstoffend; ungesellig gegen andere, die nicht sei¬ 
nes gleichen sind; mißtrauisch, minder gefällig und munter.
	        
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