Volltext: Zweiter Band (Zweiter Band 1847)

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Das Merkwürdigste von diesem Jahre war wohl, daß K. Wenzel zn Prag 
von K. Sigmund von Ungarn und seinen Anhängern in Böhmen gefangenge¬ 
nommen und nebst Prokop, dem Markgrafen von Mähren, im Juli auf die 
Feste Schaun bürg im Lande ob der Enns gebracht wurde, in der sie drei 
Wochen verweilten, dann am 9. August mußten sie weiter nach Wien wan¬ 
dern *), wo sie den Herzogen von Oesterreich, als Verbündeten K. Sigmunds, zur 
Aufbewahrung übergeben wurden. Die Herzoge standen in sehr gutem Verhält¬ 
nisse mit dem Könige von Ungarn, welcher sogar am 14. September zu Preß- 
burg den H. Albrecht mit Beistimmung der Reichsstände zu seinem Nachfolger 
in diesem Lande erklärte, wenn er selbst keine männlichen Erben hinterlassen 
würde 2 3). 
K. Ruprecht wünschte durch H. Albrecht sich mit dem K. Wenzel und 
K. Sigmund zu einigen; er ernannte deswegen am 19. Oktober zu Nürnberg 
den Burggrafen von Nürnberg und den Grafen Günther von Schwarzburg zu 
seinen Bevollmächtigten, welche in Linz sich mit dem H. Albrecht besprechen und 
in Unterhandlungen treten sollten; diese Zusammenkunft wurde auf den 28. Ok¬ 
tober bestimmt b). Da aber dieser zu sehr dem K. Sigmund anhing, so hatte 
die Zusammenkunft keine Wirkung. K. Wenzel blieb noch längere Zeit in Ver¬ 
wahrung, bis es ihm endlich am 11. November 1403 gelang, zu entfliehen und 
nach Prag zu kommen. Am 21. März 1404 verzichteten die jüngeren Vettern 
H. Albrechts zu seinen Gunsten auf alle ihre Rechte an Oesterreich ob und unter 
der Enns, auf die Festen Neuburg am Inn und Wartenstein 4), aber H. Wil¬ 
helm stimmte nicht mit überein und blieb Mitregent in Oesterreich, welches manche 
Uneinigkeit verursachte, so daß ein innerer Krieg zu befürchten war. Dieser kam 
zwar nicht zumAusbruche, aber ein anderer Kampf war nun unvermeidlich gewor> 
den; die mährischen Räuber, welche schon ungeheuren Schaden in Oesterreich an¬ 
gerichtet hatten, sollten bezwungen werden; Znaim war der Hauptsitz dersel¬ 
ben, da hauste Heinrich von Kunstatt auf Jeuspitz, der kühnste Raubritter, be¬ 
kannt unter dem Namen Dürren teufet, mit seinen wilden Gesellen. H. 
Albrecht zog nun mit einem bedeutenden Heere gegen ihn, allein der Durchfall 
riß in demselben ein und hinderte größere Unternehmungen, die Belagerung war 
fruchtlos und mußte aufgehoben-werden. H. Albrecht, auch von dieser Krank¬ 
heit ergriffen, oder gar vergiftet, ließ sich nach Klosterneuburg bringen, wo er 
am 14. September 1404 starb. Dieses Jahr, eines der traurigsten, zeichnete 
*) Lichnowsky, V. S. 39. — Chron. Mellic. 250. — Chrori* ZwöttL apud Pez, I. 545. Ist! 
arnbo captivati fuere — in Castro, quod dicitur Schawnberch. — Chron. Hagen. 1165. 
a) Lichnowsky, V. 602. 
3) L. c. Reg. 513. 
4) Lichnowsky, V. Reg. 604. 606°
	        
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