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auf einige Zeit verschwunden, allein noch immer mußte man gegen mögliche
Einfälle gerüstet sein, und man kannte aus trauriger Erfahrung die fürchter¬
liche Schnelligkeit der Renner und Brenner. Zapolya hatte den größten
Theil von Ungarn im Besitze, worauf K. Ferdinand gegründete Rechte
besaß, denen er nicht entsagen konnte; aber auch jener wollte das Er¬
rungene nicht aufgeben und ein feindseliges Verhältniß zwischen beiden fand
noch immer Statt, obwohl doch auch bisweilen ein Waffenstillstand ge¬
schlossen wurde. Mit den Türken wurden Unterhandlungen eingeleitet, allein
die Bedingniffe K. Karts und König Ferdinands gefielen dem Sultan nicht,
dessen Stolz unb Prahlerei kaum erträglich waren, doch kam zwischen ihm
und K. Ferdinand endlich am 23. Juni 1533 ein Friede zu Stande *). Dieser
behielt in Ungarn, was er wirklich besaß, Zapolya das Uebrige, er könne sich
mit ihm ausgleichen, der Sultan wolle ihre Verträge bestätigen. Suleimau
wünschte von dieser Seite Ruhe, weil er im Begriffe war, einen Krieg
mit Persien zu beginnen. K. Ferdinand war froh, einige Zeit vor den Türken
gesichert zu sein, er hatte ohnehin genug zu thun mit Geschäften des deutschen
Reiches, vorzüglich wegen des immer mehr zunehmenden Protestantismus
und wegen der offenbar feindseligen Stimmung mehrerer deutscher Fürsten
gegen ihn, welche schon gegen seine Erwählung als römischer König im
Jahre 1531, die sie für gesetzwidrig erklärten, protestlrt und untereinander
ein Bündnis; zu wechselseitigem Beistände geschlossen hatten; dies thaten be¬
sonders Sachsen, Hessen und Baiern, sie knüpften sogar Unterhandlungen
mit Zapolya und dem Könige von Frankreich an. Hauptsächlich war es Eifer¬
sucht auf die Macht des Hauses Haböburg und auch bei Einigen Verschiedenheit
des Glaubens, sie strebten, immer mehrere an sich zu ziehen, und bildeten eine
Gegenmacht im deutschen Reiche selbst. Dieses Bündnis; trat zwar im
Jahre 1532 bei den Gefahren vor den Türken mehr in den Hintergrund, nun
aber kam es wieder kräftiger und anmaßender zum Vorschein. K. Ferdinand
schloß hingegen am 19. Juni 1533 mit Ernst, gebornen Herzog von Baiern,
Administrator des Bisthums Passau, einen Bund, um doch von dieser Seite
gesichert zu sein, weil die Herzoge von Baiern sich sehr feindselig gegen den
König benahmen 2). Dazu kam, daß Herzog Ulrich von Würtemberg und sein
Sohn Christoph Alles versuchten, um wieder in den Besitz dieses Landes, wel¬
ches damals K. Ferdinand besaß, zu gelangen, auf ihre Seite trat besonders
der Landgraf Philipp von Hessen. Ueber diese Umtriebe berichtete K. Ferdinand
am 16. Januar und 18. Februar aus Prag den Ständen ob der Enns, indem
1) Hammer's Geschichte der Osmcmnen, III. S. 137. 138.
Bucholtz, B. IV. S. 194-197.